Das Museum des Zweiten Weltkriegs in Danzig
Der umkämpfte Krieg – Das Museum des Zweiten Weltkriegs in Danzig. Entstehung und Streit
„Paweł ist ein toter Mann“: Diese Nachricht erhält Paweł Machcewicz zehn Tage nach der Regierungsbildung durch die Partei „Recht und Gerechtigkeit (PiS)“ 2015 von einem seiner engsten Mitarbeiter im Museum des Zweiten Weltkriegs in Danzig. Dieser wiederum hatte sie von einem Historikerkollegen, der der PiS nahestand. Machcewicz war damals Direktor eines noch unter dem ehemaligen Ministerpräsidenten Donald Tusk geplanten Museums zum Zweiten Weltkrieg. Er selbst ist wohlauf – aber seine Amtszeit als Direktor und seine Vision eines europäischen Museums sind vorbei: 2017 wird er von der polnischen Regierung des Amtes enthoben und mit vielen Mitarbeitern seines Teams entlassen.
„Der umkämpfte Krieg – Das Museum des Zweiten Weltkriegs in Danzig. Entstehung und Streit“ von Paweł Machcewicz schildert die Geschehnisse aus der Perspektive des unmittelbar Betroffenen. Zwar gelang es ihm gegen enorme Widerstände, die Eröffnung des Museums im März 2017 zu realisieren. Die Regierung versuchte unterdessen mit allen Mitteln, die geplante Ausstellung als unpolnisch und unheroisch zu diskreditieren. Das Museum sollte sich an alle Europäer richten. Es ging um die Darstellung eines komplexen, internationalen Konflikts sowie die unterschiedlichen Kriegserfahrungen verschiedener Nationen und Gruppen.
Der geschichtspolitische Kampf um das Museum dauert an: Machcewicz klagt vor dem Europäischen Gerichtshof gegen die Änderungen am Museumskonzept und für die Menschenrechte. Sein Buch sei damit, so Peter Oliver Loew und Julia Röttjer in ihrer Einführung, „nicht nur ein Beitrag zur Erinnerungskultur an den Zweiten Weltkrieg, sondern auch eine Fallstudie zu den Mechanismen einer institutionellen und diskursiven Übernahme durch die Gegner einer liberalen, offenen und europäischen Erzählung.“ Diese Gegner finden sich heute in Polen, ja überall in Europa, auch in Deutschland. Deshalb sollte „das Schicksal des Museums des Zweiten Weltkriegs in Danzig auch in Deutschland niemanden kalt lassen“.
Paweł Machcewicz ist Professor für Geschichte am Institut für Politische Studien der Polnischen Akademie der Wissenschaften. Sein Forschungsfokus liegt im Bereich des Zweiten Weltkriegs, des Kommunismus und des Kalten Krieges.
Paweł Machcewicz, „Der umkämpfte Krieg – Das Museum des Zweiten Weltkriegs in Danzig. Entstehung und Streit“, in der Reihe Polnische Profile, Bd. 5, Wiesbaden 2018, 254 Seiten, 14 Abb., ISBN 978-3-447-11035-8, € 22,90