Carl Hagenbeck
Carl Hagenbeck
Der Tierpark Hagenbeck in Hamburg-Stellingen öffnete am 7. Mai 1907 seine Tore und setzte Maßstäbe in Haltung und Präsentation wilder Tiere. ZEIT-Journalist Haug von Kuenheim portrtiert den Zoo-Begründer Carl Hagenbeck (1844-1913) in seinem Hamburger Kopf als außergewöhnlichen Kaufmann mit innovativen Geschäftsideen, die überdauert haben – Hagenbeck ist zum Markenzeichen geworden.
Originalität und Geschäftstüchtigkeit, Risikobereitschaft und Menschenkenntnis zeichneten Carl Hagenbeck aus. Mit 15 Jahren steigt er in den väterlichen Fischhandel auf St. Pauli ein. Die sechs Seehunde, die der Vater 1848 erstmalig den staunenden Hamburgern präsentiert, machen klar: „Man kann Geld verdienen, indem man Leuten Tiere zeigt. Und man kann Geld verdienen, wenn man Tiere verkauft. Der Hagenbeck’sche Tierhandel nahm seinen Anfang.“ Carl mit seiner Passion für die Tierwelt scheut das risikoreiche und gelegentlich auch verlustreiche Geschäft nicht. Als Mitte des 19. Jahrhunderts in Deutschland die ersten zoologischen Gärten entstehen und die Eisenbahn Tiertransporte über lange Strecken ermöglicht, übernimmt Carl die „Handlungs-Menagerie“ des Vaters. Er, der kaum die Schule besucht hat, lernt aus praktischer Erfahrung, wobei ihm seine zupackende Arbeitsweise zustatten kommt – ob ausgerissene Elefanten auf der Lombardsbrücke wieder einzufangen oder Löwen zu bändigen sind. Ehrgeiz und Geschäftssinn machen Carl Hagenbecks Tierhandlung „zur ersten Adresse auf dem Kontinent“, das Motto des Hamburgers: „fix oder nix“. Hagenbeck etabliert auch die seinerzeit sensationellen – und überaus lukrativen – Menschenschauen, die in ganz Europa zu sehen sind. Aus den „Thier-Menagerien“ werden oft zoologische Gärten, und Hagenbeck, der „zoologische Großindustrielle“, der 20 Tierfänger unter Vertrag hat und 15 Tierstationen in Afrika, Asien und Europa unterhält, verschmilzt den Handel mit Tieren und deren Präsentation, als er 1874 am Neuen Pferdemarkt „Carl Hagenbeck’s Thierpark“ eröffnet. Der clevere Geschäftsmann entwickelt zudem das neuartige „naturkundliche Panorama“, das er sich 1896 patentieren lässt – ein naturgetreues Abbild der natürlichen Lebenssituation fremder Tiere zu schaffen und sie darin zu zeigen. Diese revolutionären inszenierten Zoo-Landschaften, die Freilufthaltung der Tiere, machen Hagenbecks Tierpark einmalig. Kuenheim schildert den risikoreichen Geschäftsmann und macht die beeindruckende Lebensleistung Hagenbecks deutlich, seine Ausstrahlung, Popularität und Wirksamkeit: Er habe ein Welthaus geschaffen, sein Leistungswillen sei mit dem von Krupp, Siemens und Rockefeller vergleichbar – Carl Hagenbeck ist eine prägende hanseatische Persönlichkeit des 19. Jahrhunderts.
Haug von Kuenheim, Hamburger Köpfe , herausgegeben von der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, Ellert & Richter Verlag, Hamburg 2015, 216 Seiten, 66 Abbildungen, € 9,95, ISBN 978-3-8319-0627-7.