Ernst Cassirer

Ernst Cassirer

Ernst Cassirer (1874 – 1945) war einer der letzten Universalgelehrten des 20. Jahrhunderts und der bedeutendste Philosoph, den die Universität Hamburg für sich zu gewinnen wusste. In seinen produktiven Jahren als Berliner Privatdozent hatte sich Cassirer bereits durch seine historisch wie systematisch grundlegenden Werke zur Erkenntnistheorie und Wissenschaftstheorie einen Namen gemacht. Seit seiner Berufung an die neugegründete Hamburgische Universität hat er zwischen 1919 und 1933 den wirkungsmächtigen systematischen Teil seines Lebenswerkes erarbeitet. Sein opus magnum, die "Philosophie der symbolischen Formen", entwickelt die Einsicht in die Unhintergehbarkeit der Kultur für das Verständnis des Menschen. Der Mensch hat als animal symbolicum seine Wirklichkeit in der Kultur als der Sphäre selbstgeschaffener Werke aller Art: „Kultur“ meint damit nichts anderes als das System aller möglichen Weisen der aneignenden Sinnstiftung durch Symbolerzeugung. In Sprache, Mythos, Religion, Kunst, Wissenschaft, Technik, Wirtschaft, Recht und Moral schaffen die Menschen sich selbst in ihrer Welt. In seiner methodischen Bemühung um die Einheit der Kultur und die Einheit der Wissenschaft, die im Horizont seiner Philosophie der symbolischen Formen als einer Lehre von der Gestaltung der Wirklichkeit durch den Menschen steht, darf Cassirers Denken als richtungweisend gelten.

In seinem Hamburger Köpfe-Band zeigt Thomas Meyer die Anfänge des bedeutenden Denkers in Berlin und Marburg nach, sein wachsendes akademisches Renommee, die legendäre Disputation mit Martin Heidegger 1929, Cassirers Rektorat in Hamburg und sein öffentliches Eintreten für die Demokratie. 1933 muss Cassirer Deutschland verlassen, eine Emigrationsodyssee führt ihn von Schweden in die USA, wo er 1945 stirbt.

Als „großes Porträt“ (Süddeutsche Zeitung, 5.12.2006), als „maßgebliche Lebensdarstellung“ (Berliner Zeitung, 2.1.2007), als „höchst verdienstvolle Biografie“ (DIE ZEIT, 4.1.2007) wurde das Buch sogleich aufgenommen. Thomas Meyer zeigt darin, dass Cassirer vermochte, die philosophischen Probleme in ihrem historischen Zusammenhang zu sehen und so den großen abendländischen Denkprojekten eine Linie zu geben und für die Gegenwartsdiskussion fruchtbar zu machen.

Thomas Meyer, Hamburger Köpfe Ernst Cassirer, Herausgegeben von der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, Ellert & Richter Verlag, Hamburg, 296 Seiten, 45 Abb., ISBN 978-3-8319-0217-0 19,95 Euro