Fritz Höger
Fritz Höger
Mit dem Chilehaus gab der Architekt Fritz Höger (1877 – 1949) Hamburg ein unverwechselbares Signet – und schuf zugleich sein Hauptwerk. Die ausdrucksstarken Reliefs der Klinkerfassade, deren Schwung und die schlank aufragende Spitze des Gebäudes von 1924 sind von expressiver Kraft.
Högers Wagemut hat zur Reform des hamburgischen Kontorhauses entscheidend beigetragen und Baugeschichte geschrieben. Der Architekturkritiker Ulrich Höhns charakterisiert in seinem Hamburger Kopf das ambivalent-austarierte Architekturkonzept Högers: Seine Bauten seien „innen modern, offen und flexibel, außen dagegen zeigen sie eine neu erfundene Heimatlichkeit.“ Fritz Höger, bei Elmshorn geboren, absolviert zunächst eine Zimmermanns-Lehre und verwirklicht dann seinen Herzenswunsch, Baumeister zu werden. „Er hat eine beispiellose Karriere als Architekt gemacht“, schreibt Höhns. Als angestellter Architekt hat Höger Teil am Geschäftshaus-Bauboom in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg.
„Auf der Suche nach einer spezifisch hamburgischen Identität in der Architektur“ gelingt es ihm, an der Mönckebergstraße, Tradition und Neues geschickt zu verbinden und damit den Heimatschutzgedanken in eine moderne City zu tragen. Während der 1930er Jahre zeigt sich Högers Opportunismus, nicht allein der Aufträge wegen, sondern auch aus Überzeugung. Doch das nationalsozialistische Regime will ihn nicht: „Vielleicht war er zu unberechenbar, vielleicht zu eigenwillig, vielleicht passte sein ‚Klinkerismus‘ nicht in den Staatsklassizismus.“
Dass sich Höger aus einfachen Verhältnissen hocharbeitet, dass er stets im Predigerton und sehr selbstbewusst, ja überheblich auftritt, schildert sein Biograf in dieser faktenreichen Würdigung. Dem rastlosen, von seiner Arbeit besessenen Architekten fehlt „die kritische Distanz zu sich selbst.“ So bleibt ihm ungeachtet seiner beruflichen Erfolge letztlich in der Hansestadt, die ihm so viele wegweisende, prägende Gebäude verdankt, die gesellschaftliche Anerkennung versagt.
Ulrich Höhns
Fritz Höger, im Rahmen der Hamburger Köpfe herausgegeben von der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, Ellert & Richter Verlag, Hamburg, 2012, vergriffen