Fritz Schumacher
Fritz Schumacher
Mit dem Erscheinen des Bandes „Fritz Schumacher“ endet nach über zwanzig Jahren die Reihe der „Hamburger Köpfe“, die bedeutende Persönlichkeiten der Hansestadt mit Biographien würdigt. Schumachers Werk ist bis heute in Hamburg allgegenwärtig: Sei es die ehemalige Volkslesehalle mit dem Mönckeberg-Denkmal im Hamburger Zentrum, die Finanzbehörde am Gänsemarkt, die Davidwache auf St. Pauli, das Holthusenbad in Eppendorf, das Planetarium im Stadtpark in Winterhude, die Feuerwache auf der Veddel, die Kapelle XIII auf dem Ohlsdorfer Friedhof oder das Museum für Hamburgische Geschichte am Rande der Neustadt.
Kaum ein anderer Architekt hat Hamburg so sehr seinen Stempel aufgedrückt wie Fritz Schumacher, bis heute sichtbar durch die bevorzugte Verwendung von Backstein und nicht zuletzt durch die Einbeziehung von Bildhauern und Malern in die Ausgestaltung seiner Bauten. Das Zusammenwirken aller Künste in der Stadtplanung und -entwicklung war Schumacher ein wichtiges Anliegen. Fritz Schumacher war mehr als ein ambitionierter Architekt. Er war zugleich ein stadtplanerischer Visionär, der das Ziel hatte, Hamburg in die Richtung zu entwickeln, die einer sich verändernden Stadtgesellschaft entsprach; dabei sollten künstlerische, bauliche und soziale Gesichtspunkte gleichermaßen zum Zuge kommen. Er war Gründungsmitglied des Deutschen Werkbundes und stand auch der Reformbewegung der 1920er Jahre nahe. Es verwundert nicht, dass er den damaligen Hamburger Schulsenator Emil Krause dabei unterstützte, seine reformpädagogischen Vorstellungen umzusetzen und ihnen architektonisch Gestalt zu geben. Während Emil Krauses Amtszeit (1919-1933) entstanden fünfundvierzig neue Schulen, mehr als dreißig davon gestaltete Fritz Schumacher.
Neben den Schulen und den bereits genannten repräsentativen Gebäuden hat Fritz Schumacher eine Reihe von Siedlungsbauten entworfen, um der wachsenden Hamburger Bevölkerung ein Zuhause zu schaffen, ganz abgesehen von der Vielzahl von „Bedürfnisanstalten“, die heute allerdings nur noch selten als solche betrieben werden. Einige von ihnen stehen unter Denkmalschutz. Auch die Pläne zu zahlreichen Brücken der Hansestadt stammen aus Schumachers Feder. All dies kann man als Beleg dafür werten, dass Schumacher sich in Hamburg, zuletzt als Oberbaudirektor, eben nicht nur als Architekt, sondern auch als Stadtplaner verstand und in dieser Funktion viel dafür tat, Hamburg den Erfordernissen einer modernen Großstadt anzupassen. Seine Versetzung in den vorzeitigen Ruhestand durch die zur Macht gelangten Nationalsozialisten im Mai 1933 bereitete dieser Tätigkeit ein abruptes Ende.
Hartmut Frank: Fritz Schumacher im Rahmen der Hamburger Köpfe herausgegeben von der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, Ellert & Richter Verlag Hamburg, 2020, 352 Seiten mit 202 Abbildungen, ISBN 978-3-8319-0753-3, 19,95 EUR