Herbert List

Herbert List

Fotografie als Magie - das Werk des Fotokünstlers Herbert List

Sein Biograph nennt ihn "einen der bedeutendsten Fotokünstler des zwanzigsten Jahrhunderts" - Herbert List (1903 - 1975). Der Sohn eines Hamburger Kaffeehändlers führt lange Jahre eine Doppelexistenz. Er, der den väterlichen Betrieb übernehmen soll und deshalb nach Guatemala, Brasilien und Mexiko reist, beginnt zu fotografieren. Es ist der Beginn eines rastlosen kreativen Lebens, das Emanuel Eckardt in seinem abbildungsreichen Hamburger Kopf beschreibt. Herbert List gewinnt Gustaf Gründgens und Oskar Kokoschka, Erika und Klaus Mann als Freunde. Doch er führt auch ein Leben außerhalb der Bohème, wird 1929 Prokurist bei List & Heineken, betreibt das Fotografieren als Passion: "Seine Bilder sind musikalisch, in Grauwerte vertonte Realität."

Als die geschäftlichen Einschränkungen zunehmen, und Lists Homosexualität während des Nationalsozialismus Anstoß erregt, verlässt er Deutschland, lebt in London, Paris und Athen - dort, fasziniert von der Antike, schärft er seinen fotografischen Blick. Die Fotografie wird zum Beruf. Nach Deutschland zurückgekehrt, zeigt List seine Meisterschaft in der Reportage, wird nach dem II. Weltkrieg zum Chronisten der "Stunde Null". Herbert List ist nun berühmt, nicht zuletzt wegen seiner Porträts, die Gesichter der Epoche einfangen: "Wenn das Objektiv wirklich objektiv wäre, hätte die Fotografie nichts mit Kunst zu tun, da es jedoch sehr subjektiv sein kann, ist es ebenso reich an Ausdrucksmöglichkeiten wie Meißel, Pinsel oder Zeichenstift."

Die Biographie Herbert Lists gründet auf dem unveröffentlichten Nachlass des Fotografen und zeigt eine Fülle seiner Fotografien - sie vermag zu zeigen, dass Lists Werk keine Patina ansetzt, dass es nicht verstaubt, sondern auf ganz eigene, unzerstörbare Weise zeitlos ist.

Emanuel Eckardt, Hamburger Köpfe Herbert List, Herausgegeben von der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, 144 Seiten, 79 Abbildungen, Ellert & Richter Verlag Hamburg 2003, vergriffen