Wenige Wochen vor dem Start des EuropaCamp griff Russland die Ukraine an. Unter diesem Eindruck stellte die ZEIT-Stiftung in Rekordzeit den Titel und das gesamte Programm des EuropaCamp um. Denn schnell war allen Beteiligten klar: Neben den anderen akuten Krisen, die uns beschäftigen – vor allem die Klimakrise und die Corona-Pandemie – müsse der Krieg in der Ukraine das bestimmende Thema des diesjährigen EuropaCamp sein. So entwickelte das Team um Projektleiter Sascha Suhrke international besetzte Panels, Keynotes, Workshops und Gespräche, die sich um Fragestellungen rund um den Krieg, die Rolle Europas und den künftigen Umgang mit Russland drehten. Vom 7. bis 10. April konnten die Besucher:innen dann erstmals nach 2019 wieder das Programm live auf Kampnagel verfolgen – und ortsunabhängig im Livestream.
Das EuropaCamp verbindet Politik und Kultur – von Anfang an. Auch 2022 bereicherten Künstler:innen die Veranstaltung mit ihren Perspektiven und Projekten zu Europa. Denn trotz aller Unterschiede, der Vielfalt an Hintergründen, Erfahrungen und Lebensentwürfen, gibt es vieles, was die Menschen in Europa eint. Kunst und Kultur verbindet uns über Ländergrenzen hinweg und schafft Zusammengehörigkeit. Kultur greift aktuelle gesellschaftliche und politische Themen auf und schafft einen niedrigschwelligen Raum zum Austausch. Vor diesem Hintergrund stand auch die erneute Kooperation mit dem europäischen Kultursender ARTE.
Auch im Programm hatte die Kultur wieder einen festen Platz: Die Kunstinstallation „God's Entertainment: Unter dem Teppich“ im Kampnagel-Foyer lud dazu ein, sich mit der Frage „Was wird in der EU unter den Teppich gekehrt?“ zu beschäftigen. Ein Konzert von der belgischen Band Intergalactic Lovers am Freitagabend und der „Club Bert Tina“ – ein Corona-kompatibler Hangout zwischen intimem Salon und gemütlicher Eckkneipe mit künstlerischen Live-Interventionen – schafften kleine Rückzugsorte für die Besucher:innen.
Renommierte Expert:innen aus der ganzen Welt kamen zum EuropaCamp, um die Lage in der Ukraine zu diskutieren und unterschiedliche Perspektiven auf die Situation zu eröffnen. Im Panel „Krieg in Europa“ u.a. mit Jana Puglierin, Senior Policy Fellow und Leiterin des Berliner Büros des European Council on Foreign Relations (ECFR), und Katja Gloger, Journalistin und Russlandexpertin, stand die historische Dimension im Fokus der Debatte. Einen internationalen Kontext bot das Panel „Acting as One: Was ist Europas Rolle in der Welt?“ u.a. mit Cathryn Clüver Ashbrook, Non-Resident Fellow, Global Public Policy Institute, und Sergey Lagodinsky, Mitglied des Europäischen Parlaments, Fraktion die Grünen/Europäische Freie Allianz.
Eine besonders intensive Diskussion bot das Panel „Europe after Putins war on Ukraine“ mit vorangehender Keynote des britischen Historikers Timothy Garton Ash. Seine Einschätzung zur Verantwortung von Deutschland im Konflikt legte er wie gewohnt bestechend präzise dar. Die Rolle der Bundesrepublik in dem Konflikt, debattierten anschließend unter anderem Kanzleramtsminister Wolfgang Schmidt und die per Zoom zugeschaltete ukrainische Abgeordnete Galina Yanchenko, die eindrücklich mehr Engagement von Deutschland einforderte.
Spannend besetzte Gesprächsrunden zu den Themen Rassismus, Ausgrenzung und Hass in Europa prägten den Freitagnachmittag: Dazu sprachen u.a. Reem Alabali-Radovan, Staatsministerin für Migration, Flüchtlinge und Integration, im Panel „Gegen Rassismus in Europa: vom Aktivismus zum transformativen Wandel“ und die Gründungsgeschäftsführerin von HateAid Anna-Lena von Hodenberg im Panel „Feindbild Frau in Europa – wie bekämpft man Hass und Hetze gegen Frauen?“. Die Gründerin der Kabul Luftbrücke Theresa Breuer berichtete im Panel „Crossing Borders – Where is Europe’s Migration and Asylum Policy Heading?" eindrücklich von der Rettungsaktion im Sommer 2021.
Antidemokratische Strömungen, der Brexit, Uneinigkeit im Umgang mit Migration und Geflüchteten: Die Stabilität Europas bröckelt. Wie es um die Demokratie in Europa und der Idee einer gemeinsamen europäischen Identität steht, diskutierten die EuropaCamp-Akteur:innen am Samstagnachmittag. Zu Europas Identität hielt der Künstler und Kommunikationsdesigner Erik Kessels die Keynote „Searching for a European Public“, die auf unterhaltsame Weise den Europäer:innen gewidmet war. Die Autorin Katharina Nocun ging im Gespräch mit dem Journalisten Georg Mascolo auf Verschwörungstheorien in Demokratien ein. Im „Dramatischen Labor der Ideen“, u.a. mit Philipp Ruch vom Zentrum für Politische Schönheit und der Publizistin Jagoda Marinic wurde die Zukunft Europas verhandelt. In zwei englischen Panels standen zudem die Demokratiekrise in der EU und der Zustand der transatlantischen Partnerschaft im Mittelpunkt.
Der Samstag- und auch der Sonntagabend standen beim EuropaCamp ganz im Zeichen der großen Bühne. Die Podcaster von „Lage der Nation“ begeisterten auf Kampnagel die Besucher:innen mit der „Lage live“, und die Hamburger Band Kettcar gab sich am Sonntag zum EuropaCamp-Abschlusskonzert die Ehre. Nach zwei Jahren coronabedingter Bühnenpause war sowohl den Musiker:innen als auch den Konzertbesucher:innen anzusehen, wie gut es tat, die wortgewaltigen Lyrics der Hamburger Band vor ausverkauftem Saal zu hören.
Alle Fotos in diesem Beitrag: Ausserhofer/ZEIT-Stiftung
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