„In der frühen Jugend werden die Weichen gestellt“

Am Louise Weiss Gymnasium tauschte sich der Bundespräsident mit Teilnehmer:innen des Mentoringprogramms WEICHENSTELLUNG aus.

Fernsehkameras, Polizeimotorräder und ein ganz besonderer Gast: Am 18. Mai besuchte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das Hamburger Louise Weiss Gymnasium und traf sich dort mit Teilnehmer:innen des Mentoringrogramms WEICHENSTELLUNG. In drei Gesprächsrunden tauschte sich Steinmeier mit Mentees, Mentor:innen und Lehrkräften aus: Was braucht es, um geflüchteten Kindern einen idealen Start ins deutsche Bildungssystem zu ermöglichen? Was leistet die ZEIT-Stiftung in diesem Bereich?

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Durch den Nachmittag begleitet wurde das Staatsoberhaupt von Tatiana Matthiesen, der Gesamtkoordinatorin des Projekts und einer Reihe von Schüler:innen, die Fotos mit dem prominenten Gast machen wollten. Steinmeier nahm sich viel Zeit, auch für Selfies, aber vor allem für die Sache: Gemeinsam mit Hamburgs Schulsenator Ties Rabe kam der Bundespräsident ins Gespräch mit der Mentorin Dunya Bartoschynski und ihren Mentees Rita, Hameem und Osman. Im kleinen Kreis zeigte er großes Interesse an den Geschichten der Kinder, ihren Zukunftsplänen und daran, was WEICHENSTELLUNG für sie bedeutet.

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Um letzteres ging es dann auch in einer zweiten, etwas größeren Runde mit dem Präsidenten. Der Unterschied: Dort sprach Steinmeier mit ehemaligen Mentees und Mentor:innen aus allen drei Bausteinen des Programms – WEICHENSTELLUNG für Viertklässler, WEICHENSTELLUNG für Zuwanderkinder- und jugendliche und WEICHENSTELLUNG für Ausbildung und Beruf. Die ehemaligen Mentor:innen berichteten eindrucksvoll, welche Auswirkungen die Teilnahme auf ihren weiteren Lebensweg hat. So erzählte Samim Noori von seiner Zeit als Mentor, in der er insgesamt 15 Mentees betreute, und wie er heute als Studienrat davon profitiert.

Wie sich Mentoring auch für die Mentor:innen auszahlt

Die ehemalige Mentorin Yagmur Celik erklärte, WEICHENSTELLUNG habe sie auf ihren heutigen Beruf als Lehrerin vorbereitet und dazu beigetragen, dass sie sich stärker gesellschaftlich engagierte. Emotional wurde es bei den Geschichten, die die Ex-Mentees zu erzählen wussten: Etwa die der 21-jährigen Ghazal Abbasirad, die 2015 mit ihrer Familie aus dem Iran nach Deutschland kam, und heute – auch dank WEICHENSTELLUNG für Zuwandererkinder und -jugendliche und ihrem Mentor Samim Noori – Medizin studiert.

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Oder Goldie Boakye Yiadom, ehemalige Mentee bei WEICHENSTELLUNG für Viertklässler, die inzwischen die 11. Klasse besucht und im kommenden Jahr ihr Abitur macht. Und Bashar Alaran, der erst vor wenigen Jahren aus Syrien nach Deutschland floh, aktuell das Abitur absolviert und durch WEICHENSTELLUNG für Ausbildung und Beruf in diesem wichtigen Übergang von Schule und Beruf begleitet wird. Sein Berufswunsch: Arzt. Bei ihnen allen wurden die Weichen gestellt.

Lob vom Bundespräsidenten für WEICHENSTELLUNG

„Ein ganz besonders wertvolles Projekt, gerade auch in dieser Zeit“, lobte der Bundespräsident den Ansatz, junge Menschen unabhängig von ihrer sozialen Herkunft zu stärken und ihnen eine chancengerechte Bildung zu ermöglichen. Im Interview mit RTL sagte er am Rande seines Besuchs: „Es geht nicht nur um schulischen Erfolg, es geht auch um Selbstbewusstsein, um die Bereitschaft, sich in die Gesellschaft einzubringen, sich an der Zukunftsgestaltung dieses Landes zu beteiligen.“

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Tatiana Matthiesen erklärte im Gespräch mit Sat.1: „Es geht um Beziehungsarbeit und Beziehung ist für mich das Wichtigste in einer Bildungsarbeit: nämlich Vertrauen, der Glaube an sich selbst, Selbstbewusstsein.“ Das werde über das Programm aufgebaut. Zum Abschluss traf Steinmeier dann Kinder, die jüngst aus der Ukraine fliehen mussten und nun am Louise Weiss Gymnasium auf den Unterricht in den Regelklassen vorbereitet werden. Die Schüler:innen hatten Bilder gemalt und erzählten dem Bundespräsidenten, was ihnen an Deutschland bisher besonders aufgefallen ist. Ihre Eindrücke reichten von schnellen Autos über tolle Spielplätze bis hin zur Elbphilharmonie.

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Ab September 2022 soll es einen neuen Jahrgang WEICHENSTELLUNG für Zuwandererkinder und -jugendliche geben, um auch Kinder aus der Ukraine aufnehmen zu können. Aufgrund des Russland-Ukraine-Kriegs und seiner Folgen plant die ZEIT-Stiftung, den Baustein WEICHENSTELLUNG für Zuwandererkinder und -jugendliche zum kommenden Schuljahr fortzusetzen. Bundespräsident Steinmeier jedenfalls war sichtlich beeindruckt von den vielen Begegnungen, als er sich am späten Nachmittag von den Kindern und Jugendlichen verabschiedete und zurück nach Berlin fuhr.

Alle Fotos in diesem Beitrag: Perrey/ZEIT-Stiftung