© Ulrich Perrey/ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius

Spannende Diskussion und Hilfe im Umgang mit Hass im Netz

„Wir brauchen ein digitales Bürgertum“, fordert Journalistin Julia Ebner bei der Panel-Diskussion zur Initiative „Mut zur Gegenrede“.

„Wir brauchen ein digitales Bürgertum.“ Nur mit zivilgesellschaftlicher Haltung, dem Bewusstsein und Verstehen der Mechanismen im Netz und der Sensibilisierung der breiten Gesellschaft könnten wir der zunehmenden Radikalisierung, Desinformation und Manipulation im Netz begegnen, erklärte Extremismus-Expertin, Investigativ-Journalistin und Autorin Julia Ebner. „Und wir müssen den Mut haben, auch andere Diskurse zu führen“, wünschte Netzaktivistin und Autorin Kübra Gümüşay. Denn der Wandel der Gesellschaft, die zunehmende Gleichgültigkeit vieler Menschen gegenüber ihren Mitmenschen und das Aufwachsen junger Generationen in einer völlig digitalisierten Welt veränderten die Grundparameter.

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Dies sind nur zwei der Kernaussagen der spannenden Panel-Diskussion zu Hass im Netz bei der Netzwerk-Veranstaltung des Programms „Mut zur Gegenrede“. Rund 50 Vertreter:innen von bundesweiten Unternehmen und Organisationen kamen am Donnerstag, 6. Juli 2023, zu der Veranstaltung in die Bucerius Law School in Hamburg, um sich über ihre Erfahrungen im Umgang mit Hassrede und Desinformation auszutauschen und mit den prominenten Expert:innen auf der Bühne zu diskutieren. Dort standen neben Julia Ebner, die in ihrem Impulsvortrag eindrucksvoll die Mechanismen, Sprachmuster und manipulativen Strategien von Extremist:innen im Netz, Einfallstore und Entwicklungen der Radikalisierung darlegte, die Netzaktivistin Kübra Gümüşay, die HSV-Vorständin Marieke Patyna und der Medienrechtsexperte Dr. Felix W. Zimmermann Rede und Antwort. Moderiert wurde die Diskussion von Jörg Thadeusz.

Deutlich wurde auch: Der Bedrohung für unsere freiheitlich-liberale Gesellschaft können wir nur gemeinsam begegnen, indem wir uns zusammenschließen und möglichst viele Mitstreiter einbinden. Es gilt die Kraft der Masse. Der Privatsektor, die Unternehmen und Arbeitgeber:innen sind ein entscheidender Faktor, um für das Thema in der Breite zu sensibilisieren, Bewusstsein zu schaffen und bei dem Umgang mit Desinformation zu unterstützen. Damit schützen sich Unternehmen selbst vor möglichen Kampagnen, haben zudem – anders als viele staatliche Institutionen und Medien – das Vertrauen ihrer Arbeitnehmer:innen. Entscheidend für den Einzelnen sind: Kenntnisse, Kompetenzen und Ressourcen.

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Genau daran knüpft das Programm „Mut zur Gegenrede“ zum Umgang mit Hatespeech, Verschwörungserzählungen und Desinformationen an. Seit 2021 engagieren sich Arbeitgeber:innen im Business Council for Democracy (BC4D) für die liberale Demokratie in Deutschland. Ihre Beschäftigten nehmen an Schulungen zu Desinformation, Hassreden und Verschwörungserzählungen teil; gleichzeitig vernetzen Unternehmen sich untereinander sowie mit anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren, um ihr Demokratie-Engagement zu erweitern.

Im Rahmen der Initiative "Mut zur Gegenrede - Hamburger Unternehmen für eine starke Zivilgesellschaft", die der Business Council for Democracy gemeinsam mit der ZEIT-Stiftung ins Leben gerufen hat, beteiligten sich mehr als 20 Unternehmen aus der Region Hamburg an den BC4D-Schulungen. Es bestärkt Arbeitnehmer:innen in digitalen Fähigkeiten und Debattenkultur, bietet klare Handlungsstrategien und ermöglicht mediale (Weiter-)Bildung im Beruf. In einer Webinar-Reihe vermitteln Expert:innen vom Institut für strategischen Dialog (ISD) Kenntnisse und Ressourcen für eine digitale Bürgerkultur.

„Mut zur Gegenrede" ist eine Zusammenarbeit mit Business Council for Democracy, einem gemeinsamen Projekt der Hertie-Stiftung, der Robert Bosch Stiftung - Democracy und des ISD Germany.