Ich bin Korrespondent für die WELT-Gruppe in Südafrika, wo seit Ende März einer der im internationalen Vergleich strengsten Lockdowns überhaupt gilt: Eine von Armee und Polizei überwachte Ausgangssperre, die nur für Lebensmitteleinkäufe und medizinische Notfälle gebrochen werden darf. Selbst Hunde dürfen nicht Gassi geführt werden und sogar der Verkauf von Alkohol und Zigaretten ist - sehr  zum Verdruss vieler Südafrikaner - verboten.

Wir Journalisten dürfen uns für Recherchen weiter bewegen, gelten als "essentielle Dienstleistung", was für die Pressefreiheit in Südafrika spricht. Das bedeutet, dass ich bei Recherchen zahlreiche Dokumente und Genehmigungen dabei habe, die ich an Checkpoints auch schon öfters vorzeigen musste. Zum Glück habe ich noch einige Masken - ein angebrochenes Paket, das ich von lange zurückliegenden Holzarbeiten übrig hatte. Sie sind hier noch größere Mangelware als in Europa.

Diese Krise bedeutet natürlich mehr Arbeit. Wie wirkt sich Covid-19 auf die Armenviertel Afrikas aus? Können sich die meist völlig unterentwickelten Gesundheitssysteme auf den in einigen Wochen zu erwartenden Ansturm von Patienten in nennenswertem Umfang vorbereiten? In welchen Ländern wird der Lockdown für Menschenrechtsverletzungen missbraucht? Und nicht zuletzt die Frage: Wie bekomme ich andere wichtige Themen des Kontinents weiterhin platziert, die nicht unmittelbar mit dem Virus im Zusammenhang stehen?

Es zeichnet sich auch im Bekanntenkreis ab, dass der südafrikanische Staat die wirtschaftlichen Folgen weit weniger bekämpfen kann als der deutsche. Ein befreundeter Architekt schrieb mir heute, dass er Südafrika verlassen wird - er glaubt nicht, dass in den kommenden zwei Jahren genug gebaut werden wird, als dass er weiter davon leben könnte. Und ich kenne viele Menschen in den Townships, um die es um noch Grundlegenderes geht: Eine Millionen Südafrikaner könnten in die extreme Armut zurückgestoßen werden, in Ländern wie Nigeria sind es noch viel mehr. 

Das ist schlicht deprimierend. Ich gebe deshalb gerne zu, dass ich in diesen Tagen über Ablenkung nicht undankbar bin. Da ist es auch ok, wenn unser zweijähriger Knirps etwas öfters als sonst in mein Büro "einbricht", um mir von den Abenteuern des Kinderbuchschweinchens Peppa Pig zu erzählen - die Kindergärten sind hier natürlich auch geschlossen. Und ich habe ein Eichhörnchen so weit gezähmt, dass es nun täglich an meinem Bürofenster vorbeikommt und sich ein paar Nüsse abholt. Definitiv ein Highlight meines sozialen Lebens in diesen Tagen...