Liebe Petra und Alumni der Zeit-Stiftung,

ich begrüße Euch herzlich aus Georgien und möchte kurz über mich erzählen. Es ist schon lange Zeit her, als ich 2012 in Hamburg für die Forschung am Max-Planck-Institut aufgehalten habe. U.a. das damalige Alumni-Treffen von Zeit-Stiftung ist als schöne Erinnerung des Lebens geblieben. Ab 2015 war ich in Köln wegen weiterer Forschung angekommen, diesmal schon für meine Doktorarbeit. Die Zeit ist schnell vergangen und vor kurzem, am 6. Mai 2020 habe ich die Disputation gehabt. Meine Arbeit, die der Versammlungsfreiheit und dem modernen Versammlungsrecht widmet, stellt eine rechtsvergleichende Analyse des deutschen und georgischen Rechts sowie der sog. Europäischen Standards des EGMR dar. Ich bin sehr glücklich, dass es mir gelungen ist, die Arbeit mit Summa cum laude fertigzustellen. Die Korona-Krise hat dabei zur Folge gehabt, dass ich den Titel distanziert im Zoom verteidigen sollte. Es war dennoch möglich, mit dem Weinglas in der Hand und zusammen mit der Prüfungskommission auf Deutsch-Georgische Freundschaft anzustoßen. Mein insgesamt siebenjähriger Aufenthalt in Deutschland hat mein Leben außerordentlich bereichert. Ich bin immer froh, wenn ich auch die deutschen Kollegen treffe, die den festen Kontakt mit georgischen Universitäten und anderen Einrichtungen pflegen. Im Bereich des Rechts haben diese beiderseitigen Kontakte eine große Ausstrahlungswirkung auf die Entwicklung der georgischen Rechtswissenschaft.

Nachdem ich 2019 von Köln nach Tbilisi (Hauptstadt Georgiens) zurückgekehrt bin, arbeite ich im Forschungszentrum des Georgischen Parlaments als Leiterin des Fachbereichs Recht und versuche meine wissenschaftliche Erfahrung im Heimatland umzusetzen. Dabei plane ich auch später relativ kürzere Forschungsaufenthalte in Deutschland. Nach der Korona-Krise, als Ende März im Land einen Ausnahmezustand erklärt wurde, arbeite ich von Zuhause. Dabei habe ich versucht, motiviert zu bleiben und konnte u.a. anhand deutscher Quellen einige aktuellen Forschungsprojekte durchführen. Seit gestern arbeite ich an einem weiteren Vorhaben zur Reformierung des georgischen Versammlungsgesetzes, welches für die Abgeordnete [nach Parlamentswahlen im Oktober] interessant sein könnte.

Neben der Arbeit versuche ich, die Zeit auch für mich zu nehmen und u.a. einiges in der Küche zu unternehmen. Das alles war diesmal irgendwie besonders schön abgelaufen. Ich vermisse klar meine Eltern, die zurzeit in meiner Geburtsstadt Telavi (Zentrum von Kachetien – östlicher Teil von Georgien) leben, den Freundeskreis und meine fünfjährige Nichte und den noch jüngeren Neffen. Wir bleiben aber ständig im Kontakt, um uns gegenseitig zu ermutigen. Das Wetter ist in Tbilisi schöner geworden und morgen haben wir schon 28 Grad. Da kann ich mich ruhig trauen, im Sommerkleid und Jeansjacke draußen spazieren zu gehen.

Ich wünsche Euch schöne Maitage und einen erholsamen Sommer 2020!
Liebe Grüße aus Tbilisi

Eure Ketevan Giorgishvili


Ketevan Giorgishvili ist Leiterin des Fachbereichs Recht im Forschungszentrum des Georgischen Parlaments und Alumna aus dem von der ZEIT-Stiftung geförderten Austauschförderungsprogramm des Copernicus e.V. in Hamburg.