Deutsche und zentraleuropäische Juden in Palästina und Israel. Kulturtransfers, Lebenswelten, Identitäten – Beispiele aus Haifa

Deutsche und zentraleuropäische Juden in Palästina und Israel. Kulturtransfers, Lebenswelten, Identitäten – Beispiele aus Haifa

Neue historiographische und kulturgeschichtliche Ansätze zur Geschichte der sogenannten „Jeckes“ versammelt der Band „Deutsche und zentraleuropäische Juden in Palästina und Israel. Kulturtransfers, Lebenswelten, Identitäten – Beispiele aus Haifa“. Die Historikerin Anja Siegemund, Direktorin der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum, hat ihn herausgegeben. Der Band zielt auf zwei zählebige Sichtweisen: Die eine lautet, Migranten aus Deutschland und Zentraleuropa hätten sich nur begrenzt in die bereits bestehende jüdische Gesellschaft Palästinas der Mandatszeit integriert, während die andere betont, sie hätten positiv zur Modernisierung des Landes beigetragen. Beide Narrative ergänzen sich, beide gehen davon aus, der Aufbau von Stadt, Land und Staat sei der Maßstab, an dem eine Migrantengruppe zu messen wäre.

Gerade Haifa, unter den drei großen Städten Palästinas am meisten ‚jeckisch‘ geprägt, spiegelt die Migration jener, die das deutsche Judentum ganz besonders repräsentierten. Wie haben die Jeckes in Haifa ihre kulturelle Tradition von Deutschland bzw. Zentraleuropa nach Palästina ´mitnehmen´ können? Wie sehen die Lebensläufe einzelner Jeckes aus, wie ihr Alltag und Habitus? Welche ‚jeckischen‘ Institutionen und Milieus gibt es in der Stadt?

Das Buch, das weitgehend unveröffentlichtes privates Bildmaterial enthält, ist gerade deshalb lesenswert, weil es die Jeckes-Stereotypen, die immer wieder reproduziert werden, aufbricht und eine plurale Sicht eröffnet.

Deutsche und zentraleuropäische Juden in Palästina und Israel. Kulturtransfers, Lebenswelten, Identitäten – Beispiele aus Haifa, hrsg. von Anja Siegemund, 514 Seiten, Neofelis Verlag, Berlin 2016, ISBN 978-3-95808-027-0, € 39,-