Hin- und Wegsehen! Formen und Kräfte von Gewaltbildern
Hin- und Wegsehen! Formen und Kräfte von Gewaltbildern
In der Publikation sind die Ergebnisse einer von der ZEIT-Stiftung geförderten Tagung, die vom 1. bis 2. Juni 2018 unter dem Titel „Hin- und Wegsehen! Erscheinungsformen der Gewalt im Wechselverhältnis zwischen Bild und Betrachter“ im Warburg-Haus in Hamburg stattgefunden hat, zusammengefasst. Organisiert wurde die Tagung von den Kunsthistorikern Franca Buss M.A. und Philipp Müller M.A. der Universität Hamburg. Sie sind die Herausgeber des Bandes.
Der Tagungsband zeigt unterschiedliche Perspektiven für den theoretischen, berufspraktischen und auch alltäglichen Umgang mit Gewaltbildern auf. Unter der Fragestellung „Besser hin- oder doch lieber wegsehen?“ haben Kunst- und Kulturwissenschaftler, Historiker und Politikwissenschaftler, die die Vielfalt der Erscheinungsformen bildlicher Gewalt sowie deren Motive und ihre Wirkkraft auf den jeweiligen Betrachter untersucht haben, zur Publikation beigetragen. Das komplizierte Verhältnis von medialisierter Gewalt und wie diese wahrgenommen oder genutzt wird, scheint von Anziehung und Abstoßung geprägt zu sein, wobei letztere wiederum auch anziehen kann, heben die Herausgeber in ihrem Vorwort hervor. Franca Buss und Phillipp Müller fragen nach dem Umgang mit diesen ambivalenten Kräften: „Bei der Betrachtung von Gewaltbildern spaltet sich unsere Wahrnehmung in eine erhoffte und eine befürchtete Wirklichkeitsannahme, sodass wir ohne Umstand auf moralischen Konfrontationskurs mit uns selbst geraten müssten.“ Über unsere eigenen Nutzungsbedürfnisse nachzudenken gehöre zu unseren zentralen Aufgaben, damit wir uns unserer Mitverantwortung und Handlungskraft bei Medialisierungsprozessen von Gewalt bewusstwerden, so die Herausgeber weiter. Auch nicht direkt gezeigte Gewalt spielt eine wichtige Rolle. Im Zeitalter der sozialen Medien, (re)produzieren, übernehmen und verteilen viele potenziell Gewaltbilder.
Die Herausgeber sehen eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe in der komplexen Form von Bild- und zugleich Selbstkritik: „Diese […] darf als schwer breitenwirksam zu praktizierende gesellschaftliche Bildungsherausforderung, vielleicht sogar als bildungspolitische „Utopie“ verstanden werden, denn sie tritt gestaltwandlerisch als ständiges, nie endendes, immer einzelfallabhängiges Austarieren wiederstreitender reflexiver und affektiver Kräfte zwischen uns und den Gewaltbildern in Erscheinung“ Doch gerade ihr utopischer Gehalt mache die Bearbeitung dieser gesamtgesellschaftlichen Aufgabe so unbedingt erstrebenswert.
Mit Beiträgen von: Bastian Berbner, Julian Blunk, Svea Bräunert, Ann Katrin Düben, Sebastian Schönemann, Jean-Luc Godard, Anna-Marie Miéville, Thomas Helbig, Volker Hille, Sylvia Kafehsy, Ines Kleesattel, Simon Menner, Anke Napp, Barbara Oettl, Andreas Plackinger, Sebastian Schönemann, Matthias Schulz, Anna Stemmler, Franca Buss und Philipp Müller (Hrsg.),„Hin- und Wegsehen, Formen und Kräfte von Gewaltbildern“, in: Imaginarien der Kraft, Band 1, De Gruyter, 2020, 347 Seiten; 76 Abbildungen, farbig: Broschur ISBN: 978-3-11-064083-0, PDF ISBN: 978-3-11-064379-4 beide Formate: € 49,95