Amandus Augustus Abendroth

Amandus Augustus Abendroth

Mit dem Hamburger Kopf Amandus Augustus Abendroth (1767 – 1842) lenkt der Autor
Daniel Tilgner den Blick auf einen bedeutenden Hamburger Politiker des 19. Jahrhunderts. Damals war die Hansestadt ein Zentrum der deutschen Aufklärung, und diesem Geist fühlte sich Abendroth in besonderem Maße verpflichtet.

Als er 1800 das Amt des Senators antrat, schwor er: „Niemals soll Hamburg diese Wahl bereuen!“ Er konnte nicht ahnen, unter welch schwierigen Bedingungen er seine politische Laufbahn fortsetzen würde – von 1806 bis 1814 war seine Heimatstadt fast ununterbrochen durch Truppen Napoleons besetzt. Abendroth, während dieser Zeit Amtmann von Ritzebüttel, musste mit den Durchzügen und der Einquartierung feindlicher Militärs fertig werden. „Gegen den Niedergang des Landes konnte Abendroth nichts ausrichten, aber für das Wohl seiner Bewohner erreichte er doch einiges.“ Schließlich lösten die Franzosen den Hamburger Senat auf, um die Stadt in das Reich Napoleons einzugliedern. An die Spitze der neuen Stadtregierung beriefen sie Abendroth. „Ohne Zweifel wusste er um die Gefahr, in den Geruch der Kollaboration zu geraten, doch gelang es ihm in den Wirren der folgenden Jahre, zumindest in politischen Kreisen diesen Vorwurf von sich fernzuhalten.“ Dies bestätigt nicht zuletzt seine Wahl zum Hamburger Bürgermeister im Jahr 1831.

Kennzeichnend für Abendroths politisches Wirken war vor allem sein sozial-karitatives Engagement. Er förderte die Armenfürsorge und schuf Bildungsangebote auch für sozial schwache Bevölkerungsschichten. Dabei sah er sich immer anderenorts nach bewährten Modellen um und übertrug diese dann in sein Verantwortungsgebiet. Nach Londoner Vorbild gründete er in Hamburg das Magdalenenstift, um Prostituierten einen Weg zurück in die bürgerliche Gesellschaft zu ermöglichen, und auch der erste Kindergarten der Hansestadt geht auf Abendroth zurück. „Es war typisch für ihn, dass er sich einer bereits vorhandenen nützlichen Sache annahm, sie vollständig durchdachte und mit zusätzlichen Argumenten und Ideen versehen neu in Gang setzte.“ In die Geschichte ging er vor allem durch zwei Innovationen ein: Im Jahr 1816 verwandelte Abendroth das kleine Fischerdorf Cuxhaven in ein Seebad, 1827 initiierte er die Hamburger Sparkasse. Mit Hilfe der so genannten ’Ersparungskasse’ konnten einfache Bürger ihr beiseite gelegtes Geld in ein zinsbringendes Guthaben umwandeln.

Sein Biograf Daniel Tilgner bezeichnet Abendroth als „aktiven Verfechter der Aufklärung […], in deren Geist eine Sache von Privatleuten zum Besten für die Gemeinschaft vorangetrieben und umgesetzt wurde“.

Daniel Tilgner, Hamburger Köpfe Amandus Augustus Abendroth, herausgegeben von der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, Ellert & Richter Verlag, Hamburg 2006, vergriffen