Erik Blumenfeld
Erik Blumenfeld
Der Hamburger CDU-Politiker Erik Blumenfeld (1915–1997) galt nicht nur als markanter Weltenbürger und diplomatischer Brückenbauer, sondern auch als eigenwilliger Grenzgänger, der in seiner Partei nicht wenige Konflikte verursachte.
„Als Sohn eines deutsch-jüdischen Vaters und einer dänisch-protestantischen Mutter in Hamburg geboren, war er im Ersten Weltkrieg in Dänemark aufgewachsen und von einer britischen Nurse erzogen worden: eine wahrhaft kosmopolitisch-europäische Herkunft.“, so der Zeithistoriker Frank Bajohr in seinem Hamburger Kopf Erik Blumenfeld. Kosmopolitisch-europäisch ging es denn auch weiter: Blumenfeld absolvierte eine Berufs- und Sprachausbildung in England, studierte Geografie und Metallurgie in Berlin und nahm 1940 am Frankreichfeldzug teil. 1942 wurde er als „jüdischer Mischling 1. Grades“ nach Auschwitz deportiert und später nach Buchenwald überstellt. Der Gaskammer knapp entronnen, wollte Blumenfeld am 8. Mai 1945, „eine Zukunft für das am Boden liegende Deutschland mit gestalten.“
Die Blumenfeld-Biografie schildert wichtige Lebensstationen dieses ungewöhnlichen Politikers und beschreibt die politische Lebensleistung des Christdemokraten. Der anfängliche Bewunderer und spätere Widersacher Konrad Adenauers verstand es, „der Bonner Diplomatie diskret Türen zu öffnen“. Er unterstützte die Ostverträge und vermittelte in krisenreichen Jahren zwischen Deutschland und Israel.
„Er ist weltoffen, liberal und fair – ein waschechter Hamburger“ hieß es in der CDU-Wahlwerbung 1974. Erik Blumenfeld wirkte lokal, national und international. Obwohl dieser Hamburger Kopf als „Aushängeschild“ hamburgischer und deutscher Politik galt, blieb er stets ein Mann der zweiten Reihe. Er beeinflusste die politischen Geschehnisse aus dem Hintergrund, etwa als außenpolitischer Berater des Kanzlers und wichtiger Repräsentant der Bundesrepublik im Ausland. Frank Bajohr legt eine facettenreiche Lebensgeschichte dieses bedeutenden Hamburgers vor.
Bajohr, Frank, Erik Blumenfeld, im Rahmen der Hamburger Köpfe herausgegeben von der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, Ellert & Richter Verlag, Hamburg 2010, 128 Seiten mit 27 Abbildungen, ISBN 978-3-8319-0403-7, € 14,90