Gabriel Riesser

Gabriel Riesser


In Hamburg als Nachkomme einer traditionsreichen Rabbinerfamilie geboren, setzt sich der Rechtsanwalt, Journalist und Politiker Gabriel Riesser (1806 – 1863) sein Leben lang intensiv für die Gleichberechtigung der Juden ein: „Es war ein Kampf, den er fast gegen die gesamte Gelehrten- und Politikerwelt führen musste“, wie Arno Herzig in seinem soeben erschienenen Hamburger Köpfe-Band feststellt.

Als dem promovierten Rechtswissenschaftler wegen seiner jüdischen Herkunft eine Universitätskarriere und die Zulassung zur Advokatur verweigert wird, engagiert sich Riesser – selbst kein religiöser Mensch – publizistisch für die Gleichstellung der deutschen Juden: Juden seien eine Religionsgemeinschaft und keine Nation, seien entweder Deutsche oder heimatlos. Über Jahre schreibt und argumentiert er unermüdlich, bis er 1840 in Hamburg aufgrund einer Ausnahmeregelung schließlich doch Notar werden kann.

Riesser setzt sich auch als Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung für die Judenemanzipation ein. Er „verstand seine Rolle in der Paulskirche nicht als Vertreter der jüdischen Minderheit, sondern des liberalen Bürgertums.“ Wortgewandtheit und Überzeugungskraft verschaffen ihm hohes Ansehen. Herausragend sind seine Verdienste um die Beratung der Grundrechte für die neue Verfassung. Dank ihm gelingt es, die Gleichstellung der religiösen Minderheiten in Deutschland durchzusetzen – mit dem In-Kraft-Treten der Grundrechte sind die Juden in Deutschland erstmals rechtlich voll emanzipiert.

So kann Riesser, mit 43 Jahren, in seiner Heimatstadt Bürger werden– und bleibt politisch aktiv. Er wird Mitglied und Vizepräsident der Hamburgischen Bürgerschaft. 1869 zum Richter am Hamburger Obergericht berufen und am Ausbau der neuen städtischen Verfassung beteiligt, wird Gabriel Riesser, dem man erst die Advokatur verwehrte, zu einem der höchsten Richter Hamburgs, ja: „Er war der erste jüdische Richter in Deutschland überhaupt.“

Wie der Historiker Arno Herzig darlegt, war Riesser als Sprecher aller Juden in Deutschland weithin anerkannt. Er hat „die falsche Scham getilgt, welche die sogenannten Gebildeten bei dem Namen Jude empfanden.“ Seine Schriften, Reden und politische Arbeit haben den Emanzipationsprozess der Juden entscheidend befördert. Herzig charakterisiert Riesser als gradlinige Persönlichkeit voller Unabhängigkeitsgefühl, als herausragenden, prägenden Vertreter des deutschen Judentums, als erfolgreichen Kämpfer für die Gleichstellung der Juden.

Arno Herzig, Gabriel Riesser, herausgegeben von der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, ISBN 978-3-8319-0311-5, 192 Seiten mit 52 Abb., Ellert & Richter Verlag, Hamburg 2008, € 14,90