Hans Schmidt-Isserstedt

Hans Schmidt-Isserstedt

Hans Schmidt-Isserstedt (1900-1973) gehörte nach 1945 zur internationalen Dirigentenelite und brillierte vor allem als Mozartinterpret.

Aufgewachsen in Berlin, der Vater ist Brauereidirektor, wird Schmidt-Isserstedt durch das musikalische Elternhaus geprägt. Ab 1919 studiert er Musikwissenschaften, aber auch Philosophie, Literatur- und Kunstgeschichte in Berlin und Heidelberg. Er nimmt Unterricht in Violine, Klavier und Musiktheorie an der Musikakademie in Berlin, besucht die Meisterklasse für Komposition und wird mit 31 Jahren jüngster Generalmusikdirektor am Hessischen Landestheater Darmstadt. 1935 wechselt er als Erster Kapellmeister an die Hamburgische Staatsoper und ist damit zuständig für das Philharmionische Orchester. Mit dem Umzug nach Hamburg geht für Schmidt-Isserstedt ein Traum in Erfüllung: „Ich hatte mir immer gewünscht, einmal in Hamburg zu leben, weil ich das Meer, die Schiffe und den Segelsport liebe. Hamburg ist meine Wahlheimat geworden seitdem.“ 

An der Hamburger Oper führt er Werke von Komponisten auf, die im Dritten Reich verboten sind, und fördert zeitgenössische Musik. Dies weckt auch überregional Interesse und der Begriff des „Hamburger Opernstils“ entsteht. Nach dem Krieg beauftragt die britische Besatzungsbehörde ihn 1945, ein Sinfonieorchester für den neuen Nordwestdeutschen Rundfunk, den späteren NDR, aufzubauen. In kurzer Zeit und praktisch aus dem Nichts formt er ein erstklassiges Orchester. So leistet Schmidt-Isserstedt einen entschiedenen Beitrag zum Neuaufbau des deutschen Musiklebens nach 1945. Rasch entwickelt sich das Orchester zu einem „Orchester der jungen Herzen“. Schmidt-Isserstedt  findet mit seinen Konzerten bei jungen Zuhörern viel Anklang weil er „Altes und Neues so mischt, dass die unterschiedlichen Ansprüche der Zuhörer erfüllt werden.“

Bei den zahlreichen öffentlichen Auftritten des Sinfonieorchesters dirigiert Schmidt-Isserstedt Mozart und Brahms, aber auch Komponisten wie Richard Strauß, Sibelius und Wagner. Im Bereich der Moderne schätzt er Strawinsky, Hindemith, Bartók, Tippet, Britten und Rolf Liebermann. Schmidt-Isserstedt sei ein „auf Perfektion bedachter und auch selbst perfekter Dirigent mit einer so einmaligen Schlagtechnik und präzisen Zeichengebung“, schreibt Hubert Rübsaat in seinem Hamburger Kopf. Schmidt-Isserstedt fördert gezielt den musikalischen Nachwuchs. Er setzt sich für die Musikwissenschaft an der Hamburger Universität ein und engagiert sich für die Gründung der Musikhochschule in Hamburg. Von 1950 bis 1960 leitet er eine Meisterklasse für Dirigieren, aus der national wie international bedeutende Dirigenten hervorgehen.

Rübsaats Biografie lässt das Leben und Werk Schmidt-Isserstedts Revue passieren, sie spiegelt die politische und gesellschaftliche Situation in der Weimarer Republik, während des Nationalsozialismus und nach 1945 wider.

Rübsaat, Hubert, Hans Schmidt-Isserstedt, im Rahmen der Hamburger Köpfe herausgegeben von der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, Ellert & Richter Verlag, Hamburg 2009, 160 Seiten mit 40 Abb. und CD, ISBN 978-3-8319-0350-4, € 19,95