Fünf Free Media Awards für hervorragenden Journalismus

2020 wurden drei osteuropäische Medien, ein Fotojournalist und ein Journalist mit den Free Media Awards ausgezeichnet.

Die Free Media Awards 2020 erhalten die russische Medienplattform Mediazona Russia für ihre aufklärende Gerichtsberichterstattung und ihren Kampf für einen unabhängigen Journalismus; die Redaktion des russischen Projekt.Media für ihre investigativen Recherchen über Korruption und Machtmissbrauch; der aserbaidschanische Fotojournalist Aziz Karimov für seine augenöffnenden Fotoreportagen über die Situation in den ländlichen Regionen von Aserbaidschan; der ukrainische Journalist Stanislav Aseyev für seine Reportagen über die Situation von Gefangenen und das Leben im Kriegsgebiet und die Redaktion der ukrainische Fernsehsendung Schemes für ihren investigativen Journalismus.

 „Die diesjährigen Free Media Awards gehen an mutige Journalistinnen und Journalisten sowie Redaktionen, die unerschrocken Korruption und Machtmissbrauch aufdecken, Menschenrechtsverletzungen öffentlich machen und sich nicht von Regierungen einschüchtern lassen. Damit verteidigen sie die Pressefreiheit, die für eine funktionierende Zivilgesellschaft lebenswichtig ist. Sie dabei zu unterstützen, ist der ZEIT-Stiftung ein wichtiges Anliegen“, betont Prof. Dr. Michael Göring, Vorstandsvorsitzender der ZEIT-Stiftung. Um ein Zeichen gegen die Bedrohung der Pressefreiheit und wachsenden Repressionen gegenüber osteuropäischen Journalist:innen zu setzen, vergeben die beiden Stiftungen jährlich bis zu fünf Auszeichnungen. Aufgrund der COVID-19-Pandemie wurde die Free Media Award Preisverleihung auf das Jahr 2021 verlegt.

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Preisträger Aserbaidschan

Aziz Karimov arbeitet als Dokumentarfotograf. Seine Werke wurden vielfach veröffentlicht, unter anderem bei Associated Press, Reuters oder in der Los Angeles Times. Seit 2013 fotografiert und dokumentiert Aziz Karimov politische Proteste in Aserbaidschan. In seinen Fotoreportagen schaut er auch auf die sozialen Probleme in den Regionen Aserbaidschans. Wiederholt hat die aserbaidschanische Regierung versucht ihn in seiner Arbeit einzuschränken und ihn von lokalen und internationalen Ereignissen fernzuhalten. Trotz der strengen Kontrolle der Medien und der individuellen Bedrohungen dokumentiert Aziz Karimov weiterhin politisch und gesellschaftlich brisante Themen.

Preisträger Russland

Mediazona wurde von zwei Pussy Riot Mitgliedern gegründet, um dem Mangel an unabhängigen Medienberichten in Russland entgegenzutreten. Seither berichtet das alternative Medienunternehmen unter der Leitung von Sergey Smirnov über Gerichtsverhandlungen, Machtmissbrauch, die Situation in Gefängnissen und Angriffe auf die Unabhängigkeit des Journalismus. Mediazona will ein Gegengewicht zu den staatlichen und kremlfreundlichen Medien sein und damit für eine größere Transparenz und Unabhängigkeit der Berichterstattung sorgen. Im September 2021 wurde die Plattform auf die Liste der sogennanten „ausländischen Agenten“ gesetzt.

Projekt.Media ist ein Online-Portal, das sich dem investigativen Journalismus verschrieben hat. Unter der Leitung von Chefredakteur Roman Badanin recherchiert und berichtet die Medienplattform über Korruption und andere kritische Themen. Das Projekt ist im Juli 2018 online gegangen und hat beispielsweise recherchiert, wie sich die russische Firma Rosatom in den Wahlkampf in Bolivien eingemischt hat. Das Investigativ-Portal wurde Mitte Juli 2021 als „unerwünschte Organisation“ eingestuft.

Preisträger Ukraine

Stanislav Aseyev ist ein bekannter Journalist und Schriftsteller aus Donezk in der Ukraine. Er wurde 2017 von separatistischen Kräften inhaftiert und in Gefangenschaft gefoltert. Bis zu diesem Zeitpunkt waren seine unter einem Pseudonym verfassten Berichte eine wichtige Informationsquelle über das Leben hinter der Front im Osten der Ukraine. Radio Free Europe veröffentlichte eine Reihe von etwa 50 Berichten aus dem besetzten Donezk unter seinem Pseudonym. Im Dezember 2019 wurde Stanislav Aseyev während eines groß angelegten Gefangenenaustauschs freigelassen.

Die Fernsehsendung Schemes steht für investigativen Journalismus. Das Programm ist ein Gemeinschaftsprojekt von Radio Free Europe / Radio Liberty und dem öffentlich-rechtlichen Fernsehsender UA: First. Die Redaktion der wöchentlichen Sendung trägt mit ihrer investigativen Arbeit zur Aufklärung über politische Korruption und politische Verflechtungen bei. Die Journalisten:innen und das Team wurden mehrfach für ihre Arbeit angegriffen.

Die Preisträger wurden von internationalen Institutionen und Einrichtungen, die sich in oder für Osteuropa engagieren sowie Osteuropa-Expert:innen vorgeschlagen. Ausgewählt wurden die Ausgezeichneten von einer sechsköpfigen Jury. Ihr gehören Ane Tusvik Bonde von der „Human Rights House Stiftung“ in Oslo; Alice Bota, Moskau-Korrespondentin DIE ZEIT; der ukrainische Journalist und Übersetzer Juri Durkot; Guri Norstrøm, Osteuropa-Expertin des Norwegischen Fernsehens und die Osteuropa-Experten Martin Paulsen von der Universität Bergen und Silvia Stöber, die als freie Journalistin über den südlichen Kaukasus und den Südosten Asiens berichtet.

Seit 2016 werden die Free Media Awards an unabhängige Journalist:innen, Redaktionen und Medienplattformen in Russland, der Ukraine, Aserbaidschan, Belarus, Georgien oder Armenien vergeben. Die Preisträger:innen wurden von internationalen Institutionen und Einrichtungen, die sich in oder für Osteuropa engagieren sowie Osteuropa-Expert:innen vorgeschlagen.