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© David Ausserhofer/ZEIT STIFTUNG BUCERIUS
Nina Grunenberg Fellowship gestartet

Mit dem Nina Grunenberg Fellowship haben die Schöpflin Stiftung, die Wübben Stiftung Bildung und die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius zum ersten Mal ein Weiterbildungsstipendium zur fundierten Berichterstattung über das Schulsystem vergeben. Unter den neun Stipendiat:innen sind freie und festangestellte Journalist:innen, die für lokale und überregionale Medien sowie für Nachrichtenagenturen arbeiten.

Mit dem Fellowship erhalten die Stipendiat:innen Einblicke in die Strukturen des deutschen Bildungssystems. Das Programm ist mit einem zweiwöchigen Block im Mai in Hamburg, Berlin und Leipzig gestartet und wird im November 2023 in u.a. Düsseldorf und Gelsenkirchen fortgesetzt. Teil des Programms sind Einblicke in Verwaltungsstrukturen sowie Besuche an Schulen und Auseinandersetzungen mit verschiedenen Schulformen, Austausch zu Bildungsstudien und Datenauswertung und Initiativen- und Redaktionsbesuche. Außerdem sollen die Teilnehmenden die Möglichkeit erhalten, ein Netzwerk im Bildungsbereich aufzubauen. 

Das Fellowship

Das deutsche Schulsystem steht vor großen Herausforderungen: Lehrkräftemangel, wachsende Bildungsdefizite, ungleich verteilte Bildungschancen, ein Sanierungsstau von 45 Milliarden Euro beim Schulbau. Umso wichtiger ist eine fundierte Berichterstattung über die Bildungsthemen der heutigen Zeit. Dies spiegelt sich jedoch in vielen Redaktionen nicht wider. Es gibt nur noch wenige Bildungsredaktionen oder Bildungsthemenseiten.

Ziel des Nina Grunenberg Fellowships ist es, Journalist:innen und Redakteur:innen die Möglichkeit zu geben, die Strukturen des Bildungssystems und die Herausforderungen von Schulen besser zu verstehen, um so eine qualifizierte Berichterstattung zu gewährleisten. Denn: „Der Journalist muss sein Thema kennen, um gezielt fragen zu können (notfalls auch impertinent).“ Das schrieb Nina Grunenberg, die als Expertin für Bildungs- und Hochschulfragen den wissenschaftlichen Journalismus mitgeprägt hat.

Indem sie das Stipendium nach ihr benannten, erinnern die Schöpflin Stiftung, die Wübben Stiftung Bildung und die ZEIT-Stiftung an Grunenberg, die von 2000 bis 2009 Mitglied im Wissenschaftsrat war. Von 1987 bis 1995 war sie stellvertretende Chefredakteurin der Wochenzeitung DIE ZEIT und leitete dort auch zeitweise das Ressort Wissen.

Die Fellows

Ausgewählt wurden neun Stipendiat:innen. Gemeinsam ist ihnen, dass sie alle bereits über Schul- und Bildungsthemen berichtet haben oder großes Interesse in diesem Bereich hegen – und mit dem Fellowship ihr Wissen vertiefen wollen.

Als freier Journalist arbeitet Marius Elfering unter anderem für Deutschlandfunk Kultur, WDR und DIE ZEIT. In seiner Arbeit hat er sich immer wieder mit bildungspolitischen Themen beschäftigt. So begleitete er beispielsweise die Lehrer:innen und Schüler:innen einer Hauptschule bei der Schließung ihrer Schule. Über das Programm der ersten zwei Wochen sagt er: „Das Fellowship ermöglich den strukturierten Blick auf ein Thema, bei dem in der Berichterstattung oft viel durcheinander geht."

Philine Elster absolviert zurzeit zwei Masterstudien in Düsseldorf und Köln und arbeitet seit vier Jahren als freie Journalistin beim WDR, aktuell insbesondere als Reporterin und Social Producerin bei 1LIVE. In der WDR-Sendung Hier und heute ist sie zudem als Netzreporterin und Expertin für Netztrends zu sehen. Im vergangenen Jahr gründete sie das Start-up Netzgedanken mit dem Ziel, Medien und Digitalisierung im Schulkontext 
weiterzuentwickeln. Sie lehrt zudem das Fach „Online Medien" an der Macromedia Hochschule an den Standorten Köln und Hamburg. Auch im Blick auf das Fellowship schaut sie vor allem auf Schüler:innen: „Schule sollte eine faire Chance auf Bildung und individuelle Förderung ermöglichen, denn Schüler:innen sind die Gesellschaft der Zukunft. Durch das Fellowship konnte ich intensive Einblicke in die Herausforderungen des deutschen Schulsystems sowie die Gedanken der aktuellen Generation gewinnen. Das hat mir verdeutlicht, wie Bildung und Erziehung neu verstanden werden muss und welche Rolle Journalismus in diesem Kontext spielen kann. 

In ihren 20 Jahren als Journalistin hat sich Kathrin Fromm viel mit Schulfragen beschäftigt. Aktuell schreibt sie unter anderem für den Studienführer der ZEIT und übernimmt Nachrichtenschichten zu aktuellen Bildungsthemen beim Spiegel. An dem Fellowship reizt sie der starke Praxisbezug und der Blick über das eigene Bundesland hinaus: „Besonders spannend fand ich die Einblicke in den Unterrichtsalltag – egal, ob beim Frei-Day-Projekt an einer Leipziger Grundschule oder in den Willkommensklassen eines Hamburger Gymnasiums."

Birte Gernhardt ist eine freie Journalistin, die sich auf Audio-, Video- und Social-Media-Berichterstattung konzentriert und u.a. für die Agence France-Presse (AFP) arbeitet. Sie ist auch eine engagierte Stimme in den Bereichen Nachhaltigkeit, Innovation und soziales Engagement. Als Mutter eines Schulkindes hat sie sich intensiv mit unterschiedlichen Schulformen und -Konzepten befasst, konnte im ersten Programmblock aber schon viele neue Erkenntnisse über das Schulsystem gewinnen: „Das Nina Grunenberg Fellowship hat mir gezeigt: Die Schule ist ein kleines Abbild unserer Gesellschaft. Ich wünsche mir für beide Systeme, dass sie inklusiver, digitaler, nachhaltiger, heterogener, sozialer und multiprofessioneller werden."

Michael Lünstroth ist Redaktionsleiter beim Schweizer Kulturportal thurgaukultur.ch. 2021 gründete er mit sieben Mitstreiter:innen ein lokaljournalistisches und gemeinnütziges Stadtmagazin für Konstanz. karla versteht sich als investigatives Medium, in dem vertieft über relevante Themen für die Stadtgesellschaft berichtet wird – auch über Bildung. Mit dem Fellowships verbindet er die Möglichkeit, Themen aus vielen Richtungen zu betrachten: „Im Journalismus fehlt es oft an Zeit, Multiperspektivität und Austausch. Genau das bietet das Nina Grunenberg Fellowship für den Bildungsjournalismus. Darin liegt eine große Chance, den Journalismus besser zu machen."

Als Oskar Piegsa im März 2020 Bildungsredakteur im Hamburg-Ressort der ZEIT wurde, war ihm die akademische Welt vertraut, doch das Schulsystem erschien ihm „wie ein neuer Planet“. Seither hat er viel gelernt, die Corona-Pandemie wurde zum bildungspolitischen Crashkurs. Mit dem Stipendium möchte Piegsa über die Landesgrenzen Hamburgs hinausschauen. Auf die ersten zwei Programmwochen blickt er wie folgt zurück: „Wir konnten einen guten Rhythmus aus Gesprächen mit Verantwortlichen und schulexternen Initiativen sowie Schulbesuchen gefunden. Die Möglichkeit, einen Tag lang ohne „Verwertungsinteresse“ zu verfolgen, was in einer Schule passiert, hatte ich bisher als Journalist noch nicht."

Seit 2022 arbeitet Franziska Pröll als Gesellschaftsredakteurin für die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Zuvor hat sie als freie Journalistin geschrieben und gesprochen, unter anderem für DIE ZEIT, FAZ, Freundin und den SWR. Bei ihren Recherchen zu Bildungsthemen stößt Pröll immer wieder auf systemische Fragen, die sie mithilfe des Fellowships beantworten will. Eine erste, klare Erkenntnis konnte sie bereits im ersten Programmblock gewinnen: „Durch das Fellowship habe ich gelernt, welche Vielfalt an Personen, Ideen und Haltungen sich hinter dem Etikett „Schule“ verbirgt."

Seit rund vier Jahren schreibt Stephanie Streif für die Badische Zeitung über Bildungsthemen, erst als freie Autorin und seit Oktober 2021 als fest angestellte und für den Bereich Bildung zuständige Redakteurin im Ressort Nachrichten und Politik. Mit dem Fellowship möchte sie ihren – meist regionalen – Blick auf das System Schule weiten – denn eine vielschichtige Analyse ist ihr wichtig: „Ohne Tiefe ist die Komplexität des deutschen Schulsystems nicht zu durchdringen. Das Nina-Grunenberg-Fellowship gleicht einer Tiefenbohrung. Es hat mir ermöglicht, mich noch breiter, noch tiefer in das Themengebiet einzuarbeiten."

Bertram Weiß arbeitet als Redakteur für die Marke GEO und schreibt zu diversen Themen aus Wissenschaft, Forschung und Bildung. Daneben engagiert er sich freiberuflich in Projekten, die sich der Zukunft und Weiterentwicklung des Journalismus widmen. Schulische Bildung begreift er als Grundpfeiler einer modernen Wissensgesellschaft. Für deutsche Schulstrukturen findet er im Rahmen des Fellowships einen klaren Vergleich: „Die Bildungswelt in Deutschland erscheint mir wie ein Dschungel. Auf unserer Expedition entdecken wir die Schönheit dieser Welt, aber auch die Kahlschläge und Flächenbrände. Ich hoffe sehr, dass sich viele andere Organisationen von diesem Fellowship zu ähnlichen Konzepten der journalistischen Weiterbildung inspirieren lassen."

 

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