Trump oder Harris? Auch tief in der Nacht stand das Ergebnis des Präsidentschaftswahlkampfs noch nicht fest, als die letzten Gäst:innen das mit unzähligen blau-rot-weißen Wimpeln und „Stars and Stripes“ dekorierte Foyer des Helmut-Schmidt-Auditoriums in Hamburg verließen. Seit 20.30 Uhr hatten über 600 Interessierte, darunter viele Studierende, auf dem Campus der Bucerius Law School bei dem Rennen um das Weiße Haus mitgefiebert. Die Wahlen in der ältesten modernen Demokratie faszinieren besonders – nicht nur aufgrund der beiden sehr unterschiedlichen Kandidat:innen. Das gilt auch für viele Hamburger:innen.
„Unser Herz in Hamburg hängt sehr an dem, wie es in den USA weitergeht“, sagte Peter Tschentscher, Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, unter tosendem Applaus zur Eröffnung der „Bucerius US Election Night“. Es bestehen enge wirtschaftliche und partnerschaftliche Verbindungen, auch unsere Freiheit im vereinten Deutschland fußt auf den Taten früherer amerikanischer Präsidenten. „Wir müssen das transatlantische Bündnis pflegen, weiter im Blick haben und die Beziehungen mit der Entscheidung des amerikanischen Volkes weiterentwickeln.“
„Deutschland ist ein unverzichtbarer Partner, der zeigt, was möglich ist, wenn Rechtsstaatlichkeit siegt“, betonte auch Jason Chue, Generalkonsul am US-Generalkonsulat in Hamburg. „Unsere transatlantische Freundschaft besteht seit Jahrhunderten – und hängt nicht von einer politischen Partei ab.“ Das erste Generalkonsulat wurde 1790 in Hamburg eröffnet und war die erste diplomatische Auslandsvertretung der USA in Europa. Welch eine Basis für die weiteren Entwicklungen.
Mitfiebern in Gemeinschaft – Größtes US-Wahlevent in Hamburg
Beide sprachen zum Auftakt der vierten „Bucerius US Election Night“ am Wahlabend des 5. November auf dem Campus der Bucerius Law School, zu der wir als ZEIT STIFTUNG BUCERIUS gemeinsam mit der Hochschule und dem US-Generalkonsulat eingeladen hatten. Wie überall auf der Welt blickten viele Menschen in Deutschland und Europa gebannt auf die US-Wahl – auch weil die Entscheidung viele Auswirkungen für Europa und andere Teile der Welt hat. Viele waren angespannt. Die Bucerius Election Night bot hier „Mitfieber-Abhilfe in Gemeinschaft“. Und das Interesse an Hamburgs größter US-Wahlparty war riesig: Bis auf den letzten Sitzplatz voll besetzt, drängten sich die Gäst:innen sogar auf den Treppenstufen in den Gängen im größten Saal der Bucerius Law School, dem Helmut-Schmidt-Auditorium, um den Worten der Redner:innen und dem Programm zu folgen. Auch im Foyer des Auditoriums verfolgten viele den Abend zusätzlich per Live-Stream.
Nach der Begrüßung durch Prof. Dr. Michael Grünberger, Präsident der Bucerius Law School, sortierten zunächst US-Generalkonsul Jason Chue und Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher die Situation ein. Dabei ging es auch um Unterschiede in der politischen Kultur in den USA und Deutschland sowie um Rechtsstaatlichkeit. „Freiheit kann ohne Rechtstaatlichkeit nicht bestehen“, betonte der US-Konsul. Umso wichtiger sei jede:r Einzelne bei der Verteidigung der Demokratie.
Ökonomie und gesellschaftliche Spaltung – „Bashing hilft nichts“
Im weiteren Verlauf sprach Prof. Dr. Burkhard Schwenker, US-Kenner, ehemaliges Mitglied der Atlantik-Brücke und Vorsitzender unseres Kuratoriums, über wirtschaftliche Auswirkungen der Wahl und ökonomische Prämissen für Wachstum in Deutschland und Europa. Er warb eindringlich für Freihandelsabkommen und eine Dynamisierung des europäischen Binnenmarktes, auch dafür, uns selbst zu helfen und Europa (wieder) stark zu machen. Das betreffe auch die Zusammenarbeit bei europäischen Verteidigungsunternehmen. „Die Antwort auf die US-Wahl liegt bei uns.“ „Bashing hilft nichts.“ Die neue geowirtschaftliche Situation mit Blick auf die Brics-Staaten verlange neue, andere Zugänge. „Wir müssen unsere Probleme hier lösen.“ Dazu gehöre auch die gesellschaftliche Spaltung, betonte Schwenker. Hier gelte es Position zu beziehen und sich einzusetzen, von jede:r Einzelnen. Thematisch nahtlos daran an knüpfte die spannende Panel-Diskussion auf der Bühne zwischen Prof. Astrid Böger, Professorin für Amerikanistik an der Universität Hamburg, dem Berliner Politik-Podcaster Dr. Ulf Buermeyer, und Autor und Journalist Peter Dausend. Moderiert von BLS-Alumnus Paul Strothmann ging es zunächst untereinander, dann auch mit dem Publikum um Polarisierung und Spaltung in den USA und Gefahren für die Demokratie, aber auch darum, welche Konsequenzen wir für Deutschland daraus ziehen können.
Buntes Programm von „Good Guys“ bis Foodtrucks
Neben den eindrücklichen Impulsen und spannenden Bühnen-Diskussionen wusste auch das bunte Wahlparty-Programm zu überzeugen und die Wartezeit zu „versüßen“. So bot die „Bucerius US Election Night“ u.a. ein USA-Quiz, mitreißende Live-Musik der A-Capella-Gruppe „Good Guys“, eine hochfrequentiere Fotobox im Foyer, Food-Trucks vor der Tür mit typisch amerikanischen Snacks wie Hot Dogs oder Corndogs, Popcorn, Nachos, Donuts und Brownies, auch eine Bar sowie viel, viel Austausch, Gespräche und natürlich die Live-Übertragung der US-amerikanischen TV-Sendungen mit den ersten Ergebnissen aus den Swing States, die ab 01:00 Uhr deutscher Zeit langsam eintrudelten.
Die USA haben gewählt – mit deutlichem Ergebnis, das uns auch in der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS weiterhin beschäftigen wird.
Hintergrund zur „Bucerius US Election Night“ und zur Bucerius Law School
Die „Bucerius US Election Night“ ist eine gemeinsame Veranstaltung der Bucerius Law School, von uns als ZEIT STIFTUNG BUCERIUS und des US-Generalkonsulats in Hamburg. Der Wahlabend, der 2024 bereits zum vierten Mal stattfand, wurde außerdem gefördert von der Otto Wolff Stiftung. Organisiert und verantwortet wurde das Event von einem studentischen Organisationsteam aus Alumni und Studierenden der Bucerius Law School – Janne Marie Roesler, Maximilian Götze und Paul Strothmann – in Zusammenarbeit mit der Bucerius Education.
Meinhard Weizmann, Geschäftsführer der Bucerius Law School: „Die Bucerius US Election Night an der Bucerius Law School ist eine mittlerweile fest etablierte Tradition. Seit 2008 bringen wir Studierende, Wissenschaftler:innen und Gäste zusammen, um gemeinsam die spannenden Entwicklungen der US-Wahl zu verfolgen. Die Begeisterung und das Interesse an den politischen Entwicklungen in den USA machen diesen Abend wie schon 2016 und 2020 zu einem besonderen Höhepunkt im Hochschulkalender.“
Die Bucerius Law School in Hamburg ist die erste private Hochschule für Rechtswissenschaft in Deutschland. Sie wurde im Jahr 2000 von der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS gegründet und gehört mit ihrem innovativen Konzept der internationalen und praxisnahen juristischen Ausbildung zu den führenden Hochschulen des Landes. Studierende wie Hochschule haben enge Verbindungen zu vielen Universitäten in den USA – auch deshalb das große Interesse und die enge Kooperation etwa mit dem US-Generalkonsulat bei der gemeinsamen Umsetzung der vierten „Bucerius US Election Night“.