Expressionistin für alle: „Gabriele Münter. Menschenbilder“

Bis in den Mai bietet die Ausstellung im Bucerius Kunst Forum einen Blick auf die Porträts der Künstlerin und Veranstaltungen für alle Altersgruppen.

„2023 ist ein ganz besonderes Jahr für das Bucerius Kunst Forum — es ist das „Jahr der Frauen“, ein Jahr, bei dem sämtliche Ausstellungen Retrospektiven über das Werk von Künstlerinnen sind. Ich glaube, dass dieses „Jahr der Frauen“ ein ganz wichtiger Stein der Auseinandersetzung mit Kunst ist, mit ihren Traditionslinien und auch mit ihren blinden Flecken“, sagt Prof. Manuel J. Hartung, Vorstandsvorsitzender der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius bei der Eröffnung der Ausstellung.

Wie zeigt man das Werk einer prägenden Künstlerin in all seinen Facetten? Zuerst einmal, indem man sie und ihre Arbeit nicht auf ihre Biografie reduziert. So ist es mitunter der Künstlerin Gabriele Münter widerfahren: Lange wurde ihr Name im selben Atemzug wie der ihres Partners Wassily Kandinsky genannt oder ihr Werk auf die 1910er Jahre, den Blauen Reiter begrenzt – auch im Ausstellungskontext. Dass Münter selbst zu einer der wichtigsten Expressionist:innen gehört, sie fast 50 Jahre lang gemalt hat und sich ihr Werk durch eine große Vielfalt auszeichnet, wurde dabei weniger berücksichtigt.

„Diese Ignoranz überschattete das Werk von Münter lange", so Dr. Katrin Baumstark, Direktorin des Bucerius Kunst Forums in ihrer Eröffnungsrede. Mit unserer Ausstellung „Gabriele Münter. Menschenbilder“ möchten wir ihr Oeuvre von diesem Ballast befreien und sie als das zeigen, was sie war: eine der größten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts.“ Die Ausstellung „Gabriele Münter. Menschenbilder“ im Bucerius Kunst Forum bricht so mit einem sexistischen Narrativ: Vom 11. Februar bis 21. Mai 2023 sind Münters Porträt-Werke in bisher unvergleichbaren Umfang zu sehen.

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Gabriele Münter: Bildnis Marianne von Werefkin, 1909 Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München, Gabriele Münter Stiftung 1957 © VG Bild-Kunst, Bonn 2023

Die Ausstellung besteht aus einer Reihe von Gemälden, Druckgrafiken, Zeichnungen, Fotografien und Hinterglasmalereien. „Menschenbilder“ widmet sich dabei, wie der Titel schon verspricht, den Darstellungen von Menschen in Gabriele Münters Portfolio. Es scheint daher nur passend, dass das begleitende Veranstaltungsprogramm des Bucerius Kunst Forums die Ausstellung verschiedensten Interessen- und Altersgruppen auf vielfältige Weise näherbringt.

Feministische Sicht auf Münter und Kunst in Panel und Kinomatinee

Kurz nach Beginn der Ausstellung ist Dr. Kathrin Baumstark, Direktorin des Bucerius Kunst Forums und Kuratorin der Ausstellung, im Online-Panel „Equal Pay in Kunst und Kultur“ der Initiative „Equal Pay Hamburg“ zu Gast. Am 27. Februar, 4. April und 10. Mai führt Baumstark gemeinsam mit Dr. Daria Dittmeyer-Hössl, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bucerius Kunst Forum, beim Curator's View durch die Ausstellung. Ebenfalls gibt Baumstark am 26. März eine Einführung in die dokumentarische Film-Matinee zu Gabriele Münter im Hamburger Abaton-Kino: Gezeigt werden hier Arte-Dokumentationen zur Entwicklung der Künstlerin und ihrer Darstellung als Frau, Muse und Schülerin von Wassily Kandinsky.

BKF_Presse_Gabriele_Muenter_Selbstbildnis_1935.jpg (1.19 MB)Gabriele Münter: Selbstbildnis, 1935 Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, München © VG Bild-Kunst, Bonn 2023

BKF_Presse_Gabriele_Muenter_Bildnis_einer_Kuenstlerin_1932_01.jpg (571 KB)Gabriele Münter: Bildnis einer Künstlerin (Margret Umbach), 1932 Sammlung Dreiländermuseum Lörrach © VG Bild-Kunst, Bonn 2023


Nachts im Museum: Kunst am Abend erleben

Auch für diese Ausstellung sind im Bucerius Kunst Forum zahlreiche Angebote für spätere Stunden verfügbar. Wer es nicht zu den halbstündigen Lunch-Führungen am Mittag schafft, sieht sich die Ausstellung zum Aufpreis von 2 Euro an den Abenden von Donnerstag bis Sonn- und Feiertags an. Am 25. März lädt das Ausstellungshaus besonders junge Besucher:innen zur Taschenlampenführung ein. Am 22. April folgt dann die Hamburger „Lange Nacht der Museen“ unter dem Motto „Farbenfroh“.

Auch beim Yoga und Italienisch-Lernen hilft der Expressionismus

Entspannend wird es während der Veranstaltungen „Kunst und Yoga“ am 15. März und 26. April. Nach einer kurzen Führung durch die Ausstellung folgt das Programm auf der Yogamatte. Für wen das eine Dehnung zu viel ist, lässt sich von Dr. Martina Aßmann, Ärztin der Arbeitsmedizin und Psychotherapie, am 26. März lieber durch die „Achtsamkeitsführung“ leiten. Ganz andere Lern-Impulse dürften die Abende des Italienischkurs „L’Aperitivo“ ab dem 23. März geben: In fünf Terminen lernen und sprechen Interessierte mithilfe der Kunstwerke von Gabriele Münter hier Italienisch.

BKF_Presse_Bessie_Allen_mit_Jennie_Lee_Mrs._Allen_Jerusha_Allen_1899_1900.JPG (1.27 MB)Gabriele Münter: Bessie Allen mit Jennie Lee, Mrs. Allen, Jerusha Allen, Marshall, Texas 1899/1900 Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, München © VG Bild-Kunst, Bonn 2023


„Menschenbilder“ für Eltern und Familien

Ab dem 16. Februar ist die Ausstellung jeden zweiten Donnerstag vor den Öffnungszeiten von 10 bis 11 Uhr exklusiv für Eltern mit Babys zugänglich. Ältere Kinder können sich auf Kunst zum Spielen und Anfassen freuen: Bei der Führung „Kunstspione“ werden Kinder, Eltern, Großeltern und Freund:innen jeden 1. Sonntag im Monat von 15 bis 16 Uhr durch die Ausstellung begleitet. Der Atelierkurs „Holzschnitt und Hochdruck“ am 26. März lädt Familien mit Kindern ab 10 Jahren dazu ein, nicht nur die Kunst des Hochdrucks kennenzulernen, sondern sich auch in eigenen Werken von den Holzschnitten Gabriele Münters inspirieren zu lassen. Ähnlich interaktiv ist das „Offene Atelier“, das für alle Altersgruppen jeden ersten Sonntag im Monat von 14-17 Uhr seine Türen öffnet. Hätte sie neben all der Kunst Zeit gehabt – vielleicht hätte man hier auch Gabriele Münter getroffen.