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© Bundesregierung/Jesco Denzel
Wie gelingt Zusammenhalt? „Forum Bellevue“ mit Bundespräsident Steinmeier

„Wenn wir die liberale Demokratie stärken und Menschen zurückgewinnen wollen, dann müssen wir auch nach den Ursachen für Enttäuschung, Bitterkeit und Zorn fragen.“ „Es ist nicht immer die Verlusterfahrung, sondern oft auch die Verlusterwartung, die Menschen gegen Veränderungen aufbringt.“

Mit diesen zentralen Worten eröffnete Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die zweite Ausgabe der spannenden Debattenreihe in Kooperation mit der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, „Forum Bellevue zur Transformation der Gesellschaft“, im Schloss Bellevue in Berlin. Gemeinsam mit dem Soziologen und Bestseller-Autor Steffen Mau und dem Publikum vor Ort diskutierte der Bundespräsident in der 90-minütigen Live-Runde darüber, wie gesellschaftlicher Zusammenhalt in Zeiten des Wandels gelingen kann. Unter den rund 80 Gäst:innen waren Vertreter:innen von Sozial- und Umweltverbänden, Stiftungen, Medien, Kirchen, Unternehmer:innen, Aktivist:innen,  Bürgermeister:innen, Studierende und Expert:innen aus Wissenschaft und Forschung. 

„Wir leben in einer außergewöhnlich schwierigen Zeit. […] Wir erleben Brüche des Gewohnten, wir müssen umdenken und anders handeln. Dabei tritt immer deutlicher zutage, dass Chancen und Risiken des Wandels ungleich verteilt sind. Denn von wirklichem Fortschritt können wir nur sprechen, wenn auch die Schwächsten in einer Phase der Transformation etwas zu gewinnen haben“, so Bundespräsident Steinmeier weiter.

„Die deutsche Gesellschaft steht extrem unter Stress“, diagnostizierte Steffen Mau, Professor für Makrosoziologie an der Humboldt-Universität in Berlin. Das führe unausweichlich zu Konflikten. Dabei gebe es immer weniger Möglichkeiten für die Politik, diese Konflikte zu befrieden. Für viele sei das Tempo der Veränderungen der wesentliche Punkt. Hier müssten Politik und Akteur:innen die Menschen besser mitnehmen: „Zukunftserwartungen spielen eine wichtige Rolle.“

 

Wie kann es also gelingen, dass auch diejenigen, die befürchten, „Verlierer:innen“ des Wandels zu sein, etwas zu gewinnen haben und wieder Chancen sehen? Was brauchen Bürger:innen und  Zivilgesellschaft?

Die zentralen Punkte: 

  • Fragen nach Gerechtigkeit und insbesondere Verteilungsgerechtigkeit müssen noch mehr ins Zentrum der Debatte – auch der klimapolitischen Debatte – rücken. Denn sozio-ökonomischen Ressourcen spielen eine wichtige Rolle beim Blick auf Chancen.
  • Verteilungsgerechtigkeit sei in großen Teilen auch „Aufmerksamkeitsverteilungs-Gerechtigkeit“. Viele Menschen fühlen sich nicht ausreichend gesehen und wahrgenommen.
  • Wir müssen auch die kulturellen Aspekte von Spaltung stärker einbeziehen – gerade mit Blick auf Menschen in Ostdeutschland, wo Menschen oft als irrtümlich als homogene Mengen wahrgenommen werden, und gleichzeitig viele von ihnen schon zahlreiche Veränderungen erlebt haben und von erneuten Wellen derer überrollt werden.
  • Kommunikation spielt eine entscheidende Rolle – gleichsam in (sozialen) Medien wie für die politischen Erklärung von Entscheidungen. Sehr viele Menschen bewegen sich in ihren kommunikativen Echo-Blasen und sind abgekoppelt von anderen Quellen. Diese müssen wir anders erreichen.

Nach mehr als 90 Minuten dankte Bundespräsident Steinmeier Steffen Mau und allen Teilnehmer:innen im Schloss Bellevue für die wichtigen Impulse und unterschiedlichen Perspektiven der Debatte und betonte: „Dieser Schloss-Saal verwandelt sich nicht von alleine in einen so großen Debattenraum. Ich danke der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS […] für die gute Zusammenarbeit.“

Die gesamte Diskussion zu gesellschaftlichem Wandel ist hier als Video verfügbar.

„Forum Bellevue zur Transformation der Gesellschaft“ ist eine neue Veranstaltungsreihe des Bundespräsidenten in Kooperation mit der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS, in der sich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den gesellschaftlichen Zukunftsthemen in Deutschland, den tiefgreifenden Umbrüchen und Veränderungen, ihren Chancen und Herausforderungen widmet. Gemeinsam wollen der Bundespräsident und die ZEIT STIFTUNG BUCERIUS einen Diskursraum schaffen für die entscheidenden Fragen, die sich mit Blick auf den gesellschaftlichen Wandel in unserer liberalen Demokratie stellen. Dazu werden regelmäßig deutsche und internationale Gäste aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, Kultur und Zivilgesellschaft in das Schloss Bellevue in Berlin eingeladen.

Die gemeinsame Auftaktveranstaltung fand im Juli 2023 statt. Hier diskutierte der Bundespräsident mit Christiane Benner, der Zweiten Vorsitzenden der IG Metall, und Ottmar Edenhofer, Direktor und Chefökonom am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, zur Frage: „An der Schwelle zur klimaneutralen Wirtschaft. Eine neue industrielle Revolution?“ Weitere Themen der Reihe sind etwa Chancen und Herausforderungen durch die Nutzung von KI, Bildung und Qualifikation für eine Arbeitswelt im Umbruch und der Klimawandel.

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