Die #UseTheNews-Studie

Fünf Dinge, die uns die #UseTheNews-Studie über die Mediennutzung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen verrät – eine Leseprobe.

Die Nachrichtennutzung in der heutigen digitalen Informationslandschaft bringt vor allem für jüngere Generationen viele Veränderungen mit sich: mehr Inhalte, mehr Akteur:innen, mehr Möglichkeiten des Konsums. Wodurch zeichnen sich die vielschichtigen Nutzungspraktiken von Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus und welche Rolle spielt der Journalismus dabei? Die von der ZEIT-Stiftung geförderte #UseTheNews-Studie zeigt, wie unterschiedlich junge Menschen Nachrichteninhalten gegenüber eingestellt sind, wie vielfältig die Relevanz von Quellen sein kann und was die wichtigste Motivation für alle jungen Nutzer:innen ist, sich überhaupt zu informieren. Fünf Dinge, die wir aus der Studie über Jugendliche und junge Erwachsene mitnehmen können.

 

1. Es gibt nicht DIE junge Zielgruppe: Es gibt große Unterschiede in der Nachrichtenorientierung sowohl zwischen als auch innerhalb der Altersgruppen.

Jugendliche und junge Erwachsene haben unterschiedliche Nutzungsgewohnheiten, Interessen, Wünsche und Bedürfnisse, was nachrichtliche Inhalte angeht. Innerhalb gleicher Alters- und Bildungsgruppen zeigen sich sehr verschiedene Typen der Nachrichtenorientierung. Das heißt konkret: Während manche Nutzer:innen fast ausschließlich journalistische Quellen nutzen, um ihr großes Informationsinteresse zu befriedigen, und diese auch als relevant für die eigene Meinungsbildung ansehen, wenden sich andere Nutzer:innen den Inhalten von privaten Akteur:innen wie Schauspieler:innen und Influencer:innen zu. Wieder andere orientieren sich an beidem oder an keinem von beidem, weil sie gar kein Interesse an nachrichtlichen Inhalten haben.

Im Detail konnten folgende vier Typen der Nachrichtenorientierung identifiziert werden:

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2. Journalismus spielt für die meisten Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine Rolle – zum Informieren und für die eigene Meinungsbildung.

 Für einen Großteil der Jugendlichen und jungen Erwachsenen spielen journalistische Inhalte eine Rolle – allerdings werden diese weniger über soziale Netzwerkplattformen konsumiert als vielmehr in Form der jeweiligen spezifischen Angebote bekannter Nachrichtenmarken im Internet, aber auch nach wie vor via Radio, Fernsehen und gedruckt. Gleichwohl gehören soziale Medien zum Alltag dazu, wodurch sie auch eine Quelle für Informationen darstellen. Hier sind jedoch eher nicht journalistische Akteur:innen, insbesondere der Freundes- und Familienkreis sowie Influencer:innen und Stars relevant – für einige gleichermaßen, für wenige aus[1]schließlich. Insgesamt macht es einen Unterschied, wie sich Jugendliche und junge Erwachsene informieren: Diejenigen, die überwiegend journalistische Quellen nutzen, kennen sich auch besser aus in Hinsicht auf Gesellschaft und Politik, Medien und Journalismus sowie zeitgenössisch aktuelle Themen – und zwar unabhängig vom Alter und der formalen Bildung.

 

3. Jugendliche und junge Erwachsene sind an Nachrichten interessiert, ihnen fehlt aber der persönliche Bezug und die Relevanz von Themen in der Berichterstattung.

 Jugendliche und junge Menschen sind an nachrichtlichen Inhalten interessiert – allerdings nur teilweise an politischen Themen bzw. klassischen „hard news“. Die meisten eint ein großes Interesse an Nachrichten über lustige und sonderbare Ereignisse. Einige Teilgruppen sind außerdem besonders an Informationen zu Stars, Lifestyle, Musik und Film interessiert, während sich andere durchaus auch für Politik, internationale und lokale Nachrichten sowie für Themen aus dem Bereich Umwelt und Natur begeistern können. Bei jungen Erwachsenen zwischen 18 und 24 Jahren ist das Interesse an Berichten über die eigene Region bzw. den eigenen Wohnort, Umwelt und Natur sowie internationale Ereignisse im Vergleich zu den Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren jedoch deutlich größer ausgeprägt.

Generell erwarten junge Menschen vom Journalismus weniger persönliche Meinungsäußerungen, sondern vielmehr die Vermittlung von Informationen und Fakten. Dabei bemängelt ein Großteil der Jugendlichen und jungen Erwachsenen an der journalistischen Berichterstattung, dass oftmals Informationen über die Hintergründe von Ereignissen fehlen. Gleichzeitig vermissen viele Nutzer:innen den Bezug zum eigenen Alltag und Argumente, warum die berichteten Themen wichtig sind. Zudem teilen viele Jugendliche die Ansicht, dass über manche Themen zu viel berichtet wird. Diese Verdrossenheit hat aber nichts mit einem generellen Desinteresse an Nachrichten zu tun, sondern eher damit, dass es Situationen gibt, in welchen man von einzelnen, langfristig alles dominierenden Themen nichts mehr sehen und hören kann.

 

4. Junge Menschen informieren sich in erster Linie, um sich in ihrem sozialen Umfeld integrieren zu können.

Bei allen Unterschieden hinsichtlich der Einstellung gegenüber und der Nutzung von konkreten Quellen und Plattformen haben Jugendliche und junge Erwachsene eines gemeinsam: die Motivation, sich über aktuelle Themen und Ereignisse zu informieren. Junge Menschen wollen mitreden können – bei Unterhaltungen im Freundes-, Bekannten- und Familienkreis. Jugendliche halten sich außerdem auf dem Laufenden, um im Schulunterricht mitsprechen zu können. Diejenigen unter ihnen, die besonders umfassend interessiert und informiert sind, haben daneben eine demokratietheoretisch bezogene Motivation, sich zu informieren. Im Gegensatz zu den Jugendlichen ist bei den meisten jungen Erwachsenen sowohl das Motiv, der eigenen Rolle als Bürger:in gerecht zu werden, als auch einen Beitrag zur demokratischen Gesellschaft zu leisten, ein deutlich wichtigerer Grund, sich zu informieren.

 

5. Nicht alle jungen Leute sind online aktiv – und den verschiedenen Praktiken wie Liken, Teilen oder Kommentieren schreiben sie vielfältige Bedeutungen zu.

 Nicht alle jungen Leute sind online aktiv. Die Mehrheit von ihnen hat kein Interesse an Diskussionen und Interaktion auf sozialen Netzwerkplatt - formen. Vielmehr unterhalten sich insbesondere Jugendliche im persönlichen Gespräch über aktuelle Nachrichteninhalte. In sozialen Medien beteiligen sich vor allem Nutzer:innen, die sich sehr umfassend informieren oder überwiegend an nicht journalistischen Quellen orientieren, deutlich eher an Diskussionen und prägen damit das für Außenstehende zu beobachtende Bild. Darüber hinaus schreiben junge Nutzer:innen unterschiedlichen Interaktionspraktiken wie dem Liken, Teilen und Kommentieren von Inhalten vielfältige Bedeutungen zu. Beispielsweise hat das Verteilen eines „Like“ an beliebig viele Inhalte für die meisten jungen Nutzer:innen keinerlei Bedeutung, während es für einige Ausdruck von echtem Gefallen und Emotionalität ist.

 

Was der Journalismus aus der #UseTheNews-Studie lernen kann

 Die Erkenntnisse aus der #UseTheNews-Studie legen nahe: Journalistische Anbieter sollten Wege entwickeln und erproben, die Alltagsrelevanz ihrer Angebote für Jugendliche und junge Erwachsene herauszustellen und gleichzeitig zu zeigen, dass sie aufgrund ihrer Kompetenzen und Arbeitsweisen besser als andere Informationsanbieter in der Lage sind, relevante Informationen zu liefern. Nur durch solides Handwerk sowie verlässliche und tiefgründige Inhalte aus verschiedenen Perspektiven kann es gelingen, sich von nicht journalistischen und meinungsstarken Akteur:innen abzugrenzen und einen überzeugenden Mehrwert zu schaffen, für den man im Zweifel auch bereit ist, Geld zu bezahlen.

Diese Leseprobe stammt aus dem Text „Die #UseTheNews-Studie“ von Prof. Dr. Uwe Hasebrink, Dr. Sascha Hölig und Leonie Wunderlich vom Leibniz-Institut für Medienforschung/Hans-Bredow-Institut.

Er erschien in: „#UseTheNews-Playbook. Nachrichten für die Generation Z“

Auf rund 150 Seiten teilen darin über fünfzig Expert:innen aus Medien und Forschung ihr Wissen. Herausgeber sind die dpa Deutsche Presse-Agentur und der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV). Die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) unterstützt das Projekt.

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Partner:innen des Projekts #UseTheNews sind die Behörde für Kultur und Medien der Freien und Hansestadt Hamburg, der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger, der SWR, der NDR, ARD-aktuell, die Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein, der SPIEGEL, VRM, NOZ Medien, das Hamburger Abendblatt und die ZEIT-Stiftung.