Die Ausstellung „Kinder, Kinder! Zwischen Repräsentation und Wirklichkeit“ im Bucerius Kunst Forum präsentiert Darstellungen von Kindern in der Kunst vom 16. bis zum 21. Jahrhundert. Sechs Kapitel nähern sich dem Thema aus unterschiedlichen Perspektiven und zeigen neben Gemälden auch Fotografien, Arbeiten auf Papier, Medienkunst und Skulpturen. Die Werke stammen von Nobuyoshi Araki, Anthonis van Dyck, Oskar Kokoschka, Lotte Laserstein, Thomas Lawrence, Paula Modersohn-Becker, Gerhard Richter, Tizian, und vielen anderen.
Die Werke zeigen gesellschaftlichen Wandel – und Jahrhunderte überdauernde Prägungen
In adeligen Kreisen um 1500 entstanden, sollte das Kinderporträt den Fortbestand und Herrschaftsanspruch der Familien untermauern. So wurden Söhne oft als zukünftige Feldherren und Herrscher inszeniert und Töchter schon im jüngsten Alter aus heiratspolitischen Gründen abgebildet.
Zum Ende des 17. Jahrhunderts begann sich die Auffassung und Definition von Kindheit auf breiter gesellschaftlicher Ebene zu verändern, unter anderem durch den Einfluss der reformpädogischen Schriften von John Locke und Jean-Jacques Rousseau. Die Kindheit wurde nun als eigenständige Lebensphase wahrgenommen, Kinder sollten sich beim Spielen und in der Natur frei entfalten können. Kinderzimmer, spezielle Kinderliteratur und Spielsachen gewannen zunehmend an Bedeutung. Bis heute gehört das Thema „Kindsein“ zu den beliebtesten Sujets in der bildenden Kunst.
Die im Bucerius Kunst Forum gezeigten Werke bezeugen nicht nur gesellschaftlichen Wandel, sondern auch wiederkehrende Muster und Prägungen der Vergangenheit. Die Ausstellung beginnt mit der Präsentation von Madonnenbildnissen, welche die Ikonografie von Mutter-Kind-Darstellungen bis heute prägen. In Familiendarstellungen tritt der Vater – wie Josef – oft in den Hintergrund oder zeigt sich im Doppelbildnis stolz mit seinem Stammhalter. Seit der Moderne entwickelten sich Darstellungen, die Väter in den Fokus rücken oder alternative Familienmodelle zeigen.
Kinder, Kinder, holt euch den Entdeckungskoffer und den Kinder-Audioguide in der Ausstellung!
Die Ausstellung „Kinder, Kinder!“ ist vom 28. November 2025 bis zum 6. April 2026 zu sehen. Zum ersten Mal und passend zum Thema hält das Bucerius Kunst Forum ein besonderes Angebot für junge Besucher:innen bereit: einen Entdeckungskoffer, der kostenfrei an der Kasse oder Garderobe ausgeliehen werden kann. Spannende Aufgaben lenken die Aufmerksamkeit auf Details in der Kunst. Sehwerkzeuge wie Fernrohr, Farbbrille und Prisma laden dazu ein, die Ausstellung und das Haus auf eigene Faust zu erkunden. Auch sind die Kunstwerke für kleine Kinder aus nächster Nähe zu betrachten – mittels eines Hockers, der die Auseinandersetzung mit Kunst auf wortwörtlicher Augenhöhe erlaubt. Der Audioguide für Kinder kann über die App BKF Guide kostenfrei heruntergeladen werden. Darin spricht die Erzählerin Julia mit elf Kindern, die in der Ausstellung gezeigt werden, über ihre Zeit, Familie und besondere Situation.
Eine weitere Besonderheit ist die Filmmatinee im Abaton Kino. Anlässlich der aktuellen Ausstellung beschäftigt sich ein ARTE-Film mit der „Entdeckung der Kindheit in der Kunst“. Regisseurin Nicola Graef begleitet Dr. Katrin Dyballa, Kuratorin des Bucerius Kunst Forums, bei der Vorbereitung der Ausstellung, reflektiert den grundlegenden Wandel des Kindheitsverständnisses im Laufe der Jahrhunderte – und lässt dabei auch Kinder zu Wort kommen. Die Filmpremiere findet am 30.11. um 11 Uhr im Abaton statt.
Das vollständige Veranstaltungsprogramm ist auf der Website des Bucerius Kunst Forum zu finden. Tickets für die Veranstaltungen sowie für den Ausstellungsbesuch gibt es im Onlineshop.