Der vor einem Jahr von uns ZEIT STIFTUNG BUCERIUS mitgegründete „Media Forward Fund“ stärkt sechs neue Förderpartner:innen aus den Bereichen Lokal- und Wissenschaftsjournalismus. Die Medien aus Deutschland und der Schweiz erhalten Förderungen in der Gesamthöhe von 1,5 Millionen Euro: die Lokalmedien „Bajour“ (Basel/Schweiz), „Loky*“ (Berlin/Deutschland), „Spatz“ (Schweiz) sowie die Wissenschaftsredaktion von „TwentyTwo Film“ (Köln/Deutschland), die investigative Recherche- und Transparenzplattform „FragDenStaat“ (Deutschland) und die bereits zuvor von uns als ZEIT STIFTUNG BUCERIUS geförderte Redaktion von „Dekoder“ (Deutschland). In der Allgemeinen Förderlinie spricht die unabhängige Jury „Bajour“, „Loky*“ und „Spatz“ jeweils bis zu 400.000 Euro zu. In der neuen Förderlinie zu Wissenschafts- und Datenjournalismus erhalten „TwentyTwoFilm“, „Frag den Staat“ und „Dekoder“ sogenannte „Launch Grants“ von jeweils bis zu 100.000 Euro.
113 Bewerbungen waren im zweiten Fördercall des Fonds eingegangen. Aus dem gesamten DACH-Raum hat die Jury mit „Bajour“, „Loky*“ und „Spatz“ daraus drei Lokalmedien ausgewählt, die mit verschiedenen Geschäftsmodellen arbeiten, um gemeinwohlorientierte lokale Berichterstattung zu finanzieren: von tief verankertem Community-Journalismus nah an einer urbanen Zielgruppe, über KI-gestützte Informationsangebote im ländlichen Raum bis zum Plan, Gemeinden im suburbanen Bereich als neue Finanzierungspartner:innen zu gewinnen. Der Media Forward Fund will mit finanzieller Unterstützung zur Stärkung des gemeinwohlorientierten Journalismus und damit der Demokratie in der Schweiz, Österreich und Deutschland beitragen.
„Mit ihrer Entscheidung sendet die Jury ein klares Signal, dass es im Lokaljournalismus viele transformative Geschäftsmodelle mit Zukunftschancen gibt“, sagt Martin Kotynek, Gründungsgeschäftsführer des Media Forward Fund. „Mit der Förderung können wir einen Beitrag leisten, diese gemeinwohlorientierten Modelle ins Wachstum zu bringen, damit Lokalmedien sich unabhängiger finanzieren können.“
Newsletter-Angebote in Basel, Berlin und Schweizer Dorfgemeinschaften stärken Lokaljournalismus
Das Schweizer Lokalmedium „Bajour“ erreicht täglich über 20.000 Menschen und konnte sich innerhalb der letzten sechs Jahre mit seinem Newsletter „Basel Briefing“ als wichtiges journalistisches Angebot etablieren. In dieser Förderrunde erhält die Redaktion Unterstützung in Höhe von 400.000 Euro. Damit möchte Bajour das Briefing mit noch stärker lokal orientierten News auf die zehn einwohnerstärksten Vorortgemeinden von Basel ausweiten. Zudem sollen Gemeinden als finanzielle Kooperationspartner:innen gewonnen und neue zahlende Unterstützer:innen und zusätzliche Werbeeinnahmen generiert werden. Das deutsche Lokalmedium „Loky*“ aus dem Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg erhält ebenfalls eine Förderung in Höhe von 400.000 Euro. Auch dieses Projekt will durch alltagsnahen Newsletter-Journalismus und regelmäßigen Austausch eine Local-News-Community aufbauen. Ziel ist es, das Berichtsgebiet und Angebot auf die Stadtteile Mitte und Pankow auszuweiten und so zusätzliche Abonnent:innen zu gewinnen. Weitere 400.000 Euro gehen in dieser Förderrunde an die Schweizer Medienorganisation „Spatz“, die als starke lokale Nachrichtenquelle auf Grundlage von künstlicher Intelligenz für Dorfgemeinschaften via Newsletter und WhatsApp veröffentlicht. Die Förderung soll helfen, eine Ausweitung des Angebots von bisher acht auf mindestens zwanzig Gemeinden in Deutschland, Österreich und der Schweiz umzusetzen. Außerdem soll ein nachhaltiger Finanzierungsmix aus Mitgliedschaften und Werbemärkten vor Ort etabliert werden.
Unterstützung für drei Start-Projekte in Daten- und Wissenschaftsjournalismus
Anders als in der Allgemeinen Förderlinie, wo Fördermittel für das Wachstum von bereits auf dem Markt erprobten, gemeinwohlorientierten Geschäftsmodellen vergeben werden, waren in der Förderlinie für Wissenschats- und Datenjournalismus sogenannte „Launch Grants“ ausgeschrieben. Dahinter steckt die finanzielle Unterstützung, die ein Vorhaben von der Idee zum Launch bringt. Diese Förderlinie wird in Kooperation mit der Wissenschaftspressekonferenz angeboten.
Mit dem Format „Doktor Whatson“ auf YouTube produziert die Wissenschaftsredaktion von „TwenyTwo Film“ aus Köln reichweitenstarken und niedrigschwelligen Wissenschaftsjournalismus für junge Zielgruppen. Und es soll erfolgreich weitergehen: Für die Einführung eines neuen Instagram-Formats und weitere Arbeit erhält die Redaktion eine Förderung in Höhe von 100.000 Euro. Im Rahmen des Formats sollen Daten zu relevanten Themen für junge Menschen in kreativen Darstellungen aufbereitet werden, die Produktion noch unabhängiger von einzelnen Hosts werden.
Die deutsche Plattform „Dekoder“, die der ZEIT STIFTUNG BUCERIUS als Förderpartnerin bereits verbunden ist, gilt als Schnittstelle zwischen Journalismus und Wissenschaft und kuratiert, dokumentiert und kontextualisiert relevante Beiträge aus dem unabhängigen, nicht-staatlichen russisch-, belarussisch- und ukrainischsprachigen Journalismus Die neue Förderung von 75.000 Euro nutzt das Team für ein weiteres Angebot aus zukünftig zwei wöchentlichen Newslettern: Einen auf Deutsch, der über aktuelle Geschehnisse in Russland, der Ukraine und Belarus informiert, und einen weiteren für eine russischsprachige Leserschaft, der wissenschaftlich fundierte Einordnungen zu Deutschland liefert. Auch „FragDenStaat“ erhält eine Förderung von 75.000 Euro. Die investigative Recherche- und Transparenzplattform fordert auf Basis von Auskunftsrechten amtliche Informationen auf Landes- und EU-Ebene an. Diese wertet das Team im Anschluss für Kooperationen mit großen Medienpartner:innen wie dem „ZDF Magazin Royale“ aus. Mit Unterstützung der Förderung will FragDenStat den sogenannten „Bundespressekonferenz (BPK)-Tracker“ auf den Weg bringen – ein datenjournalistisches Tool, das Statements von Bundesministerien, Sachfragen und Antworten der BPK-Mitglieder dokumentiert, verschlagwortet und kategorisiert, um über lange Zeiträume aufzuzeigen, welche Themen viel und welche kaum diskutiert werden.
Nächster Call startet im August 2025: Wechsel in der Besetzung der Jury
Der Jury des Media Forward Fund zur allgemeinen Förderlinie gehörten – wie im ersten Call – Yves Daccord, Maria Exner, Lucy Kueng, Eva Schulz und Evelyn Hemmer an. Die Mitglieder der Jury der Förderlinie für Wissenschafts- und Datenjournalismus waren Christina Elmer, Helmut Schönenberger und Jakob Simmank. Um eine einheitliche Bewertung der Vergabekriterien über alle Förderlinien sicherzustellen, ergänzten Eva Schulz, Evelyn Hemmer und Lucy Kueng diese Jury. Für den nächsten Fördercall wechselt die Besetzung der Jury: Den Sitz von Evelyn Hemmer übernimmt der österreichische Journalist Patrick Swanson, der kürzlich das John S. Knight Journalism Fellowship an der Stanford Universität absolviert hat.
Die nächste Förderrunde startet am 11. August 2025. Bewerbungen sind bis zum 22. August möglich. Die Bewerbungsphase wird erneut von Info-Sessions auf Deutsch, Englisch und Französisch begleitet, sowohl online als auch diesmal vor Ort in Leipzig mit einem Fokus auf Ostdeutschland.
Weitere Informationen und Anmeldemöglichkeiten HIER.
Lokaljournalismus ist essenziell als grundlegender Pfeiler in einer funktionierenden Demokratie – und gehört auch für uns als ZEIT STIFTUNG BUCERIUS zu den wichtigen Vorhaben im Bereich Presseförderung. Mehr zu unserem Engagement in diesem Bereich lesen Sie HIER.