Free Media Awards 2021 gehen an Journalist:innen aus Belarus

ZEIT-Stiftung und Stiftelsen Fritt Ord vergeben Free Media Awards in diesem Jahr an Medienschaffende aus Belarus.

Die von der ZEIT-Stiftung gemeinsam mit der norwegischen Stiftelsen Fritt Ord vergebenen Free Media Awards – Supporting Independent Journalism in Eastern Europe gehen in diesem Jahr ausschließlich an Medienschaffende aus Belarus, die sich für die Pressefreiheit einsetzen.

Die ausgezeichneten Journalist:innen, Recherche-Teams und Organisationen leisten in ihrer täglichen Arbeit laut der unabhängigen Jury Hervorragendes und beweisen überragenden Mut angesichts der dramatischen Lage in ihrem Land.

Ausgezeichnet werden:

Die Gerichts-Reporterin Katsjaryna Barisewitsch, TUT.by, erhält den Free Media Award für ihre Berichterstattung über die Gerichtsprozesse und Strafermittlungen, mit denen die Lukaschenka-Regierung Demonstrierende einzuschüchtern versucht. Insbesondere ihr Artikel über den Fall von Raman Bandarenka, der die Methoden des Regimes aufdeckt und die Verhaftung und die Verurteilung der Journalistin zur Folge hatte, steht exemplarisch für ihren couragierten Einsatz. Vorgeschlagen für die Free Media Awards wurde sie unter anderem von der Belarussischen Gemeinschaft in Norwegen Razam.

Einen weiterer Free Media Award geht an die Website TUT.by, nominiert unter anderem vom Norwegian Helsinki Committee und dem Human Rights House. Das Onlinemedium hat sich aus einem anfänglich eher serviceorientierten Portal zu einer unabhängigen Nachrichten-Website entwickelt, die international wahrgenommen wird. Das Medium stellte 2020 beispielsweise Filmmaterial von den Protesten Sendern in aller Welt zur Verfügung und ermöglichte so eine internationale Berichterstattung. Zuletzt verstärkten sich die staatlichen Repressionen gegen die Website: Ende 2020 wurde TUT.by der Medienstatus aberkannt, sodass die Journalist:innen ihre Akkreditierung verloren. Das Portal wurde nach einer Entscheidung der Regierung vom 21. Mai 2021 gesperrt und mindestens 13 Mitarbeiter:innen inhaftiert.

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Der Belarussische Journalistenverband (Belarus Association of Journalists/BAJ) wird mit dem Free Media Award für seinen unermüdlichen Einsatz für die Rechte von Journalist:innen ausgezeichnet. Im Laufe der seit August 2020 andauernden Proteste in Belarus hat BAJ zusammen mit seiner Partnerorganisation Reporter ohne Grenzen Verstöße gegen Medienfreiheit und Repressalien dokumentiert und veröffentlicht. Im Sommer löste die Lukaschenko-Regierung den Verband auf. Der BAJ-Vorsitzende Andrei Bastunets sagte der Nachrichtenagentur AP, man werde trotzdem weiterarbeiten. Das Norwegian Helsinki Committee hatte den Verband für den Preis vorgeschlagen.

Katsiaryna Andreyeva und Darya Chultsova werden für ihre mutigen Live-Berichte über die Proteste gegen das Lukaschenka-Regime ausgezeichnet. Für Ihre Arbeit wurden Katsiaryna Andreyeva Daria Chultsova zu zwei Jahren Arbeitslager verurteilt. Dem Sender Belsat, ansässig in Polen, für den das Team arbeitet, hat die belarussische Regierung die Akkreditierung verweigert und somit den Behörden die Möglichkeit gegeben, die Medienschaffenden von Belsat zu verfolgen, da sie nicht als Journalist:innen anerkannt sind.

Natalia Lubnieuskaja schreibt für die Zeitung Nascha Niwa Reportagen über die Menschen, die vom Regime verfolgt werden, über die willkürlichen Festnahmen während der friedlichen Proteste. Außerdem berichtete sie über den Corona-Ausbruch in Belarus, den die Regierung erst leugnete und dann ignorierte. Den Free Media Award erhält sie für ihre bewegenden Texte und ihr Durchhaltevermögen, allen Widerständen zum Trotz. Der Journalistin wurde im August 2020 von einem Polizisten ins Knie geschossen, sie verbrachte über einen Monat im Krankenhaus. Danach setzte sie ihre Arbeit unerschüttert fort.

Ausgewählt wurden die Ausgezeichneten von einer sechsköpfigen Jury: Ane Tusvik Bonde von der Human Rights House Foundation in Oslo; Alice Bota, Moskau-Korrespondentin DIE ZEIT; der ukrainische Journalist und Übersetzer Juri Durkot; Guri Norstrøm, Osteuropa-Expertin des Norwegischen Fernsehens; Martin Paulsen, PhD, unabhängiger Osteuropaforscher und Silvia Stöber, die als Autorin und Reporterin über die Regionen östlich der EU berichtet.

Seit 2016 werden die Free Media Awards an unabhängige Journalist:innen, Redaktionen und Medienplattformen in Russland, der Ukraine, Aserbaidschan, Belarus, Georgien oder Armenien vergeben. Die Preisträger:innen wurden von internationalen Institutionen und Einrichtungen, die sich in oder für Osteuropa engagieren sowie Osteuropa-Expert:innen vorgeschlagen.