Zum Abschluss unserer KI-Reihe „Was macht KI mit …?“ ging es um die Auswirkungen von Künstlicher Intelligenz auf Schule und Bildung. Mit spannenden Thesen, unterschiedlichen Perspektiven und viel Leidenschaft diskutierten die vier Panelistinnen zu Fragen wie: Was bedeuten digitale Tools für Lernen und Unterricht, für Schüler:innen, aber auch für Lehrkräfte und Eltern? Wie kann und muss Schule reagieren (und sich weiterentwickeln), wenn die App das Standard-Referat schreibt und Hausaufgaben erledigt? Was wünschen sich Schüler:innen?
„KI gibt fairere Möglichkeiten zu schummeln.“
Davon überzeugt ist zumindest Lina Diedrichsen, Vorsitzende der Schüler:innenkammer Hamburg. Die 18-Jährige hat gerade ihr Abitur geschrieben, sieht den Einsatz von ChatGPT und anderen Tools als „selbstverständlich“ und nutzt sie als Sparrings-Lernpartner oder zur Prüfungsvorbereitung. KI sei im Alltag von Schüler:innen längst angekommen, die Lehrenden müssten dringlich nachziehen, den Unterricht und den Angang von Lernstoff strukturell anpassen. Sonst hätten sie „selbst Schuld“.
Dazu, den Chancen und Herausforderungen von KI im Klassenzimmer diskutierte Lina gemeinsam mit drei Bildungs- wie KI-Vorreiter:innen und dem Publikum in der Aula im Gymnasium Allee in Hamburg Altona. Mit ihr auf der Bühne: Martina Mörth, Diplom-Psychologin und Leiterin des Berliner Zentrums für Hochschullehre, die Journalistin und Autorin des KI-Newsletters “Natürlich intelligent” Marie Kilg sowie Hamburgs Digital-Schulberaterin und Leiterin der Kompetenzstelle KI am Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung, Britta Kölling.
Während gute Schüler:innen von KI profitieren können, da waren sich alle einig, blieben die Expert:innen in Sachen Bildungsgerechtigkeit skeptisch: So sehr KI bei unterschiedlichen Lernständen unterstützen könne, automatisch ermögliche sie keinen gleichen Zugang zu Bildung. Vorwissen, das Umfeld und auch die technische Ausstattung der Schüler:innen seien mitentscheidend. Zudem bleibe neben Fragen des Datenschutzes die wachsame und warnende Hinterfragung notwendig: Wer ist die Quelle von KI-Wissen? Schließlich wird KI von Tech-Firmen „gefüttert“, sei eben kein objektives und verifiziertes Lexikon. „Wir müssen selbst denken können – auf einer fundierten Basis von Wissen“, mahnte Martina Mörth. Insgesamt wirke KI in beide Richtungen: Sie verstärkt Schlechtes wie (soziale) Ungleichheiten, kann andererseits Gutes wie Teilhabe und Demokratisierung hervorheben, uns Menschen unterstützen.
Fazit und Abschluss der Reihe „Was macht KI mit…?“
Dieses ausgewogene bis mahnende Fazit über KI gilt für Schule, aber auch für die anderen Lebensbereiche, die wir in unserem spannenden Live-Talk-Format „Was macht KI mit…?“ in den vergangenen Wochen und Monaten diskutiert und beleuchtet haben. Mit KI-Vorreiter:innen, Expert:innen und Anwender:innen sowie einem höchst engagierten Publikum waren wir da, wo die Menschen sind: im Seniorenzentrum Augustinum, der Kunstgalerie M.Bassy, in der Kulturfabrik auf Kampnagel, im Bürger-TV-Studio oder in der Schule in Altona, jedes Mal begleitet von unserem Medienpartner TIDE TV.
Ob in Bezug auf Wahrheit, Demokratie, Kunst, Alter oder eben Bildung: KI ist allgegenwärtig, wird teilweise aktiv als bewusste Unterstützung etwa in der Pflege genutzt, trifft uns andererseits im Rahmen von Desinformation, Deep-Fakes und (Wahl-)Beeinflussung aber auch ungewollt und mit erheblichen Gefahren. Ethische, rechtliche und Fragen des fairen Zugangs zu digitalen Fähigkeiten sind offen. KI hat unsere Gesellschaft bereits verändert und wird es auch in Zukunft tun. Es ist wichtig, über diese Mechanismen etwa in sozialen Netzwerken Bescheid zu wissen und Informationen kritisch zu hinterfragen. KI braucht Aufklärung, Anleitung, Begleitung und eine breite gesellschaftliche Auseinandersetzung über alle Altersgruppen hinweg– dann kann sie einzelne Bereich entscheidend bereichern und vereinfachen. Insgesamt wird KI den Menschen auch in Zukunft unterstützen, nicht ersetzen. „Menschen sind schon noch klüger“, beruhigt KI-Expertin Marie Kilg.
Die Videos zu allen fünf Panel-Diskussionen gibt es hier bei YouTube.